Wann wird das Leben wieder normal ? Nie. Nichts wird jemals wieder so sein wie zuvor, wenn es nach Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforum und Autor des Buches "The Great Reset", geht. Führt die Coronakrise zu einem Kulturbruch vom homo hygienicus zum homo deus?

Einige werden sich sicher noch daran erinnern, dass zu Beginn des ersten lockdowns Hoffnungen auf eine bessere Welt Auftrieb gewannen. Plötzlich hatten alle gesehen, wie anfällig globale Lieferketten waren und dass möglich war, was vorher unmöglich erschien: die Wirtschaft hinter das Wohl der Gesundheit zu stellen. Philosophen und Soziologen sprachen in talkshaws darüber, die Atempause zu nutzen, um über Alternativen nachzudenken. Ich erinnere mich an ein Foto, auf dem in spanischer Sprache an einer Häuserwand zu lesen war: "Wir wollen nicht zurück zur Normalität, denn die Normalität war das Problem." Die meisten hofften aber, dass sich schnell wieder alles normalisiert. Jetzt warnen Anthropologen vor einem bevorstehenden Kultubruch und einem neuen Menschen bzw. dem "neuen normal."
Der Mensch heißt Mensch, weil...
„Ich beharre schlicht darauf, daß man sich umsieht und die Tragödie zur Kenntnis nimmt. Und worin besteht die Tragödie? Die Tragödie besteht darin, dass es keine Menschen mehr gibt; man sieht nur noch seltsame Maschinen, die aneinander stoßen.“
Pier Paolo Pasolini in Siamo tutti in pericolo ( Wir sind alle in Gefahr, 197? )
„Für Menschen heißt Leben (…) soviel wie unter Menschen weilen ( inter homines esse) d.h. unter anderen Menschen anwesend zu sein."
( Hannah Ahrendt )
"Exoskelette und Prothesen werden unsere körperliche Leistungsfähigkeit erhöhen, während Fortschritte in der Neurotechnologie unsere kognitiven Fähigkeiten verbessern werden."
"Wir werden besser in der Lage sein, unsere eigenen Gene und die unserer Kinder zu manipulieren. Diese Entwicklungen werfen tiefgreifende Fragen auf: Wo ziehen wir die Grenze zwischen Mensch und Maschine? Was bedeutet es, Mensch zu sein?“
( Klaus Schwab, Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforum)
Diese drei Zitate zeigen den möglichen Spannungsbogen auf, wenn man der anthroplogischen Frage nachgeht : was ist ein Mensch? Auf einer Liste philosophisch-anthropologischer Epitheta (Zusätze) zu homo, finden sich etwa 80 Begriffe: vom homo absconditus ( Der verborgene Mensch) bis homo vitruvianus (vitruvianischer Mensch nach da Vinci). Eng in Verbindung mit der Frage was ist menschlich? steht die Frage: was ist Leben, was ist Lebendigkeit? Welche Art Leben wollen wir kultivieren, stehen wir mit Corona vor einem möglichen Kulturbruch, wie der Anthropologe Matthias Burchardt fürchtet? Wollen wir das neue normal, das Klaus Schwab möchte?
Ich nehme die Antort darauf schonmal für mich vorweg. Ich will das nicht. Ich will ein Klagelied anstimmen über all das, was wir bereits schon lange vor Corona geopfert haben und jetzt mit unglaublicher Beschleunigung weiter opfern. Ich will ein Klagelied anstimmen und ein Gegenfeuer entzünden. Es könnte also der letzte Text auf diesem Blog sein. Der Mensch, der mir gerade überall begegnet, ist der homo patiens, der leidende Mensch und genauer, es ist ein zutiefst verstörter, doppelt traumatisierter Mensch.
homo patiens: der leidende Mensch
"Es ist offensichtlich, dass die Italiener angesichts der Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken, praktisch alles zu opfern bereit sind, die normalen Lebensbedingungen, die sozialen Beziehungen, die Arbeit, sogar die Freundschaften, die Gefühle, die religiösen und politischen Überzeugungen. Das nackte Leben – und die Angst, es zu verlieren – ist nicht etwas, was die Menschen verbindet, sondern was sie trennt und blind macht." schrieb Giorgio Agamben bereits am 18.3.2020 und Byung-Chul Han fast zeitgleich am 23.3.2020: "Angesichts der drohenden Gefahr des Todes opfern wir bereitwillig alles, was das Leben doch lebenswert macht. (...) Dem Kampf ums Überleben ist die Sorge ums gute Leben entgegenzusetzen. Sonst wird das Leben nach der Epidemie mehr Überleben als vor der Epidemie. Dann gleichen wir selbst dem Virus, diesem untoten Wesen, das sich nur vermehrt, nur überlebt, ohne zu leben."

Seit dem Sommer sehe ich in Berlin immer mehr von diesen untoten Wesen, die man Zombies nennt, träge umherirrend mit ausgestreckten Armen und blutig entstelltem oder halbverwestem Gesicht und leerem Blick. Der Begriff Zombie leitet sich von dem Wort nzùmbe aus der Bantusprache Kimbundu ab. Er bezeichnete dort ursprünglich einen Totengeist, der nicht nur als Gespenst, sondern körperlich in die Welt der Lebenden zurückkehrt. Zombies dienten in Filmen der 70er Jahre oft als Metapher für angepasstes Dahinvegetieren, unterwürfigen und kritiklosen Gehorsam („Kadavergehorsam“), passiven Konsum und Gleichgültigkeit. In den Zombiefilmen der letzten Jahre sind sie oft durch eine Virusinfektion mutierte Wesen.
Viele Zombiefilme sind gesellschaftskritisch: Die größte Gefahr geht zwar von den Zombies aus, jedoch entwickeln auch gesunde Menschen im Zuge des Selbsterhaltungstriebs destruktive Verhaltensmuster: Der Wegfall von sozialen Normen und Werten, der im Zombiefilm mit der Invasion der Untoten einhergeht, und die Angst um die eigene Sicherheit – gepaart mit Opportunismus und Egoismus – erzeugen ein Klima der Feindseligkeit, das Kooperation verhindert.

Als Untote sind Zombies aber auch eine Metapher für traumatisierte Menschen. Traumatisierte haben häufig das Gefühl, bei lebendigem Leibe tot zu sein. Bei einem Trauma geht es um den Verlust der Verbindung zum Selbst, zum Körper, zu anderen Menschen und der Umwelt. Das prägnanteste Symptom ist die Dissoziation, das Auseinanderfallen von psychischen Funktionen, die normalerweise zusammenhängen. Betroffen von dissoziativer Abspaltung sind meist die Bereiche Wahrnehmung, Bewusstsein, Gedächtnis, Identität und Motorik, aber auch Körperempfindungen. Die Dissoziation schützt davor, von Erregung, Angst oder Schmerz überwältigt zu werden und hilft zunächst, Erfahrungen auszuhalten, die sonst jenseits des Erträglichen sind.
Ein weiteres Symptom ist eine extreme Anspannung, die von einer Wahrnehmungseinengung (Tunnelblick) begleitet wird, der alles ausblendet, was nicht dem nackten Überleben dient. Die gesamte Kraft des Nervensystems wird aufs äußerste konzentriert und auf die Bedrohung gerichtet. Der Körper gerät dabei in einen benommenen und gefühllosen Zustand, der keinen Schmerz spürt.
BQ Galerie Berlin. Auf dem T-shirt steht: Please try to forget that you saw me.
Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung
Numbing: emotionale Taubheit und Erstarrung, Interessen- und Gefühlsverflachung, Entfremdungsgefühl gegenüber Mitmenschen, der Welt, dem eigenen Leben.
Orientierungsverlust, emotionaler und sozialer Rückzug
Flashbacks, Albträume: wiederholtes, sich aufdrängendes (intrusives) Wiedererleben des Traumas, dabei können oft kleine Auslöser (Trigger) wie z. B. erinnerungsauslösende Fotos, Menschen, Nachrichten, Filme, Geräusche, Gerüche heftige Emotionen wachrufen, als ob das Trauma nochmal geschehen würde.
Vermeidungsverhalten: Betroffene vermeiden tatsächliche oder mögliche Umstände, die der Belastung ähneln.
Amnesie: teilweise oder vollständige Unfähigkeit, sich an einige wichtige Aspekte des belastenden Erlebnisses zu erinnern
Ohnmacht: Gefühle der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins
Derealisation: Verlust früherer Grundüberzeugungen über die Welt und sich selbst, Gefühl der Unwirklichkeit, wie im Film.
„Speechless terror“ (sprachloses Entsetzen): Unfähigkeit, das Erlebte in Worte zu fassen oder zu beschreiben.
Zudem gehen traumatische Erlebnisse mit Gefühlen von Schuld und Scham einher.
"Wir brauchen Schuld und Scham. Aber nicht deine."
Das ist ein Zitat aus dem Horror-Film "Suspiria" ( Seufzer ), eine Neuverfilmung des Klassikers von Dario Argento, dem Zombie - Regisseur schlechthin. In dem Film wird der Psychiater Dr. Josef Klemperer von Visionen seiner toten Frau gequält, die er nicht vor dem Tod im KZ retten konnte. Man kann Horrorfime als Trainingslager für die Psyche bezeichnen und wir könnten in der jetztigen Situation sicher einiges von Horrorfilmen lernen.
Nebenbei: 2011 befasste sich das US-Gesundheitsministerium, CDC ( Center for Disease Control and Preparedness), im Rahmen eines allgemeinen Vorbereitungsprogramms für Krisen und Katastrophen mit einem fiktiven Zombieszenario genannt Preparedness 101.
Dieses Bild ist scheinbar kein fiktives Szenario ( wer weiß das schon ?) : ein Ball, auf dem Menschen sich den Rücken zukehrend tanzen und Masken tragen. Kommentare: " Machst du Witze? Ich kann nicht mehr. Fühlt sich an wie in einem Zombieland." oder: "Was? Das??? Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist.

narrative #24 : Matthias Burchardt über den homo hygienicus
AHA kürzt die Regierung die neuen Regeln für den zwischenmenschlichen Umgang miteinander ab: Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Vereinzelt raten Ärzte bereits zum Maskentragen beim Sex. Großangelegte Kampagnen im Internet und im öffentlichen Raum lassen uns keine Sekunde die potentielle Gefahr vergessen. Man fühlt sich an den Titel der Bachsonate "Die ganze Welt ein Hospital" oder Foucaults "Geburt der Klinik" erinnert.
Der Anthropologe Matthias Burchardt äußert in einem Interview mit Robert Cibis in der Sendung narrative #24 die Sorge, dass das gegenseite Händeschütteln durch die Coronakrise aus dem kulturellen Gestenrepertoire des Menschen verschwinden könnte. Er spricht von einem neuen Menschentypen, der gerade entsteht, dem: homo hygienicus. Der homo hygienicus nimmt bei allem, was er tut eine hygienische Perspektive ein: er tut alles, um Ansteckung, Nähe, Berührung zu vermeiden. Hygiene hat ohne Zweifel zu einer Verbesserung von Gesunheit geführt, aber Hygiene hat kein positives zum Kranken, der etwas ist, was ausgesondert werden muss. Problematisch wird es, wenn Hygiene eine Lebensform oder politische Ideologie wird, wie im dritten Reich die Rassenhygiene und die Euthansie. Wenn Hygiene dauerhaft zum obersten Gebot der Lebensführung wird, wird der Andere zur permanten Gefahr. Jede Sozialbeziehung wird eine potenzielle Bedrohung. Jeder könnte das Virus haben. Klopapierhamstern sieht er als Angst vor einem Kontrollverlust des Menschen, der auf der untersten Stufe in seiner Bedürftigkeit verletzt ist.
Unabhängig davon, wie gefährlich das Virus ist und ob Maskentragen schützt, richtet sich seine Kritik vor allem an die politische Kommuninikation, die erstens auf Angst setzt ( Auszüge aus dem "Panikpapier" siehe unten ) und zweitens versucht, Sprache umzudeuten. „Wenn man sagt, Distanz ist die neue Nähe, ist das Orwellsches` Neusprech. Dann kann man auch sagen, Freiheit ist Sklaverei und Krieg ist Frieden. Ein menschliches Bedürfnis, wie das nach Nähe wird ausgebeutet von einer politischen Dokrtrin, die versucht umzudeuten, was wir unter „sozial“ und „solidarisch“ verstehen. Eine radikalere Erschütterung unserer Grundüberzeugung als umzudefienieren, was Menschlichkeit ist, gibt es nicht . Mit dem Tragen der Maske wird mimische Kommunikation ausgelöscht. Das Antlitz des Anderen wird ein Bild der Bedrohung .
Ein Kulturbruch passiert da, wo das was wir unter Menschsein vestehen, einer massiven Prüfung ausgesetzt wird. Matthias Burchardt zitiert Hannah Ahrend: „Für Menschen heißt Leben (…) soviel wie unter Menschen weilen ( inter homines esse) d.h. unter anderen Menschen anwesend zu sein." Menschlichkeit als eine auf Fürsorge und Beziehung aufbauende Humanität wird unter lockdown Bedingungen aufs Spiel gesetzt. Alles was Freude macht, alles was der Unterhaltung dient, Geselligkeit, alles was Kraft gibt, ist verboten. Menschen werden zurückgestossen in Verlassenheit und erdrutschartig werden in der Coronakrise Begriffe, Wahrnehmungen, Selbstverständlichkeiten unseres Lebens erschüttert. Die Erschütterung der Wahrnehmung fing mit den Bildern aus Bergamo an, setzte sich fort mit Bildern stetig anwachsender Infizierten-Kurven. Die Willkürlichkeit der Massnahmen, die zum Teil nicht nachvollziehbar sind und nicht diskutiert werden dürfen, lösen eine diffuse Angst aus. Im Gegensatz zu Furcht vor einer konkreten Gefahr, ist diffuse Angst eine Tiefenverstörung, mit der die Gewissheit, dass die Welt uns gewogen ist, verschwindet. Totalitäre Regime nutzen genau das aus.
Matthias Burchardt kommt aus einer phänomenologischen Tradition. Phänomenologie ist die Wissenschaft, die untersucht, wie wir subjektiv und intersubjektiv die Welt, uns selbst und andere Menschen erfahren und wahrnehmen.( -> Siehe auch Fotografie als Phänomenologie )
Auf die Frage, was wir tun können, empfiehlt er, Hannah Ahrendt zu lesen und zu versuchen, das Bild zum Kippen bringen, um wieder einen anderen Blick möglich werden lassen. Bilder, wo Menschen sich berühren, küssen, umarmen, helfen.
Das sogenannte Panikpapier wurde von einer Expertengruppe geschrieben, die der Regierung riet, wie covid 19 in den Griff zu kriegen sei. Darin wird dazu geraten, nicht nur die absoluten Sterbezahlen zu kommuniziern, sondern eine Schockwirkung zu erzielen, indem man an Urängste der Bevölkerung appelliert und Schuldgefühle bei Kindern weckt, weil so wörtlich: "Bei einer prozentual unerheblich klingenden Fallsterblichkeitsrate, die vor allem die Älteren betrifft, denken sich viele dann unbewusst und uneingestanden: «Naja, so werden wir die Alten los, die unsere Wirtschaft nach unten ziehen, wir sind sowieso schon zu viele auf der Erde, und mit ein bisschen Glück erbe ich so schon ein bisschen früher». Diese Mechanismen haben in der Vergangenheit sicher zur Verharmlosung der Epidemie beigetragen.“
Diese Mechanismen werden also den Menschen unterstellt. Nicht schwer zu erraten ist das Menschenbild, das dahintersteht: eine ziemlich brutale Version des homo oeconomicus oder eines mechanisch funktionierenden Menschen. Ich würde sagen, dass von den Experten eine kollektive Traumatisierung zumindest in Kauf genommen wird. Andere nennen es psychologische Kriegsführung.

Ein schönes Beispiel für diese Art von Bildern ist die Aktion von Bethel, für die der Fotograf Jim Rakete 50 Menschen fotografiert hat. Bethel über sich: "Gesund oder krank, behindert oder nicht – in Bethel sind wir davon überzeugt, dass alle Menschen in ihrer Verschiedenheit selbstverständlich zusammen leben, lernen und arbeiten können."
"Bevormundung ist eine Art von Machtmissbrauch. Die Grenze zur Bevormundung ist überschritten, wenn die Solidaritätslogik keine Ausnahme mehr zulässt. Totalitär, nennt es der Jesuitenpater Klaus Mertens, wenn von den Schwächsten die Zustimmung zu Massnahmen erwartet wird, obwohl sie sie nicht wollen. ( Zeit, Nr. 46 ). „Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig“, traute sich selbst Wofgang Schäuble im April noch zu sagen.
Hannah Ahrend: homo societatis und homo politicus
In diesen Textpassagen geht es um Ahrendt ´s Verständnis des Menschen, der Freiheit, der Rolle von Realität, die Bedingungen politischen Handelns und totaler Herrschaft.
„Wenn man uns vorwarf, wir verstünden unter Freiheit nicht mehr als freie Marktwirtschaft, haben wir wenig getan, diese ungeheure Unwahrheit zu widerlegen, ja sie mitunter noch bekräftigt." Das Zitat habe ich rausgesucht, weil Massnahmenkritikern häufig vorgeworfen wird, sie seien egoistisch, weil sie nicht auf ihren lifestyle und ihre Freiheit verzichten wollen. Gemeint ist aber eine andere Freiheit, die Hannah Ahrendt beschreibt.
Über den erforderlichen Raum in der Welt, auf den Freiheit angewiesen ist, schreibt sie "Im Vordergrund steht dabei, einen Ort in der Welt zu finden, an dem sich Menschen gegenseitig ihrer Realität versichern und zusammen politisch handeln können. „Die wichtigste Voraussetzung ist, dass wir in der Lage sind, uns der Realität, in der wir leben, zu versichern und diese einer nachvollziehbaren und plausiblen Interpretation zu unterziehen." Wirklichkeit braucht keine Objektivität. Um so mehr muss der Reichtum an unterschiedlichen Perspektiven, die Anlass für Gespräche sind, gewürdigt werden. Nur das Gespräch eröffnet die Möglichkeit, unterschiedliche Perspektiven aus einem anderen Blickwinkel als verschiedene, aber dennoch gemeinsame wieder- und anzuerkennen.
„Mehr und mehr Menschen in den Ländern der westlichen Welt, die seit dem Untergang der Antike die Freiheit der Politik als eine der Grundfreiheiten begreifen, machen von dieser Freiheit Gebrauch und haben sich von der Welt und den Verpflichtungen in ihr zurückgezogen.“ Dieser Rückzug braucht den Menschen nicht zu schaden und kann zu genialen Taten führen, die den Menschen wieder zu gute kommen, aber „ mit jedem Rückzug tritt ein Weltverlust ein. Was verloren geht, ist der spezifische und meist unersetzliche Zwischenraum, der sich gerade zwischen diesem Menschen und seinem Mitmenschen gebildet hätte." Als Personen treten wir laut Ahrendt nur vor dem Hintergrund von Welt in Erscheinung. In der Welt sein bedeutet, in einer Realität zu leben, in der erfahrene Tatsachen und Geschehnisse von anderen Menschen in ihrem Realitätsgehalt bestätigt werden. Tatsachen brauchen glaubwürdige Zeugen, damit die Welt ein sicherer Wohnort im Bereich menschlicher Angelegnheiten sein kann.
Was moderne Menschen so leicht in totalitäre Bewegungen treibt, ist eine Verlassenheit, in der Selbst und Welt, Denkfähigkeit und Erfahrungsfähigkeit zugrunde gehen. Je weniger Menschen in der Welt noch zu Hause sein können, desto leichter lassen sie sich in ein Narrenparadies oder eine Narrenhölle abkommandieren, in der alles gekannt, erklärt und von übermenschlichen Gesetzen bestimmt ist. „Während in einer Tyrannei das öffentliche Leben in unorganisierter Ohnmacht erstickt, haben wir es in der totalen Herrschaft mit organisierter Allmacht zu tun.“ Die Einsicht in die Natur totaler Herrschaft könnte dazu dienen, die veralteten politischen Unterschiede von rechts bis links zu entwerten. Neben oder über diese Unteschiede könnte der als wesentlichste Maßstab für die Beurteilung von Ereignissen unserer Zeit der eingeführt werden, ob sie einer totalen Herrschaft dienen oder nicht.

Ahrendt äußerte gegenüber Karl Jaspers ihre Hoffnung auf einen neuen Typus von Menschen, der ohne „europäischen Nationalismus“ Europäer ist. Dazu zählte sie Camus. Sie stand der Existenzphilosophie Jaspers nahe, der mit philosophischen Systemen, Weltanschauungen und Lehren vom Ganzen gebrochen hat und sich mit Grenzsituationen auseinandersetzte.
Und es ist wirklich eine Freude ihr zuzuhören...
Das Menschenbild , das sie hat, ähnelt dem "homo societatis", entstanden aus der Friedenssehnsucht in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Als "homo societatis" werden Menschen bezeichnet, die nationale und Religionsgrenzen überbrückend nach einem neuen Miteinander suchten.
Kommen wir in die Gegenwart und vergleichen wir die Coronakrise mit dem 2. Weltkrieg - Angela Merkel und Klaus Schwab haben das getan und Klaus Schwab hat seine Vision einer Welt nach Corona in dem im Juli 2020 veröffentlichten Buch " The Great Reset" sehr genau beschrieben. Der WEF ( World Economic Forum) hatte im Oktober 2019 die Konferenz „Event 201“ mitveranstaltet, die eine fiktive Virus-Pandemie modellierte. Schwabs Menschenbild ist das des Transhumanismus. Seinen reset präsentiert er als grünere und gerechtere Welt.
Great reset und das neue normal
„Es kommen radikale Veränderungen von solcher Tragweite, dass einige Experten von einer Ära vor dem Coronavirus‘ (BC) und ’nach dem Coronavirus‘ (AC) sprechen. Wir werden weiterhin sowohl von der Schnelligkeit als auch von der unerwarteten Natur dieser Veränderungen überrascht sein – da sie miteinander verschmelzen, werden sie Folgen zweiter, dritter, vierter und weiterer Ordnung, Kaskadeneffekte und unvorhergesehene Ergebnisse provozieren. Auf diese Weise werden sie eine ’neue Normalität‘ formen, die sich radikal von der unterscheidet, die wir nach und nach hinter uns lassen werden. Viele unserer Überzeugungen und Annahmen darüber, wie die Welt aussehen könnte oder sollte, werden in diesem Prozess zerschlagen werden.“
„Die Pandemie wird unseren Fokus auf die Hygiene sicherlich noch verstärken. Eine neue Sauberkeitsbesessenheit wird insbesondere die Schaffung neuer Verpackungsformen nach sich ziehen. Wir werden ermutigt werden, die Produkte, die wir kaufen, nicht anzufassen. Einfache Freuden wie der Geruch einer Melone oder das Ausquetschen einer Frucht werden verpönt sein und vielleicht sogar der Vergangenheit angehören.“
„In der einen oder anderen Form werden sozial und physisch distanzierende Maßnahmen wahrscheinlich auch nach Abklingen der Pandemie selbst fortbestehen, was die Entscheidung vieler Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen rechtfertigt, die Automatisierung zu beschleunigen. Nach einer Weile wird die anhaltende Besorgnis über technologisch bedingte Arbeitslosigkeit zurückgehen, da die Gesellschaften die Notwendigkeit betonen werden, den Arbeitsplatz so umzustrukturieren, dass der enge menschliche Kontakt minimiert wird.
"In der Tat eignen sich Automatisierungstechnologien besonders gut für eine Welt, in der Menschen einander nicht zu nahe kommen können oder bereit sind, ihre Interaktionen zu reduzieren. Unsere Furcht, mit einem Virus (COVID-19 oder einem anderen) infiziert zu werden, wird somit den unaufhaltsamen Vormarsch der Automatisierung beschleunigen, insbesondere in den Bereichen, die am anfälligsten für die Automatisierung sind.“
In „Shaping the Future of the Fourth Industrial Revolution. A Guide to Building a Better World" schrieb Schwab bereits 2018:
„Die Technologien der Vierten Industriellen Revolution werden nicht aufhören, Teil der physischen Welt um uns herum zu werden – sie werden Teil von uns werden. In der Tat haben einige von uns bereits das Gefühl, dass unsere Smartphones zu einer Erweiterung unserer selbst geworden sind. Die heutigen externen Geräte – von tragbaren Computern bis hin zu Virtual-Reality-Headsets – werden mit ziemlicher Sicherheit in unseren Körper und unser Gehirn implantiert werden. Exoskelette und Prothesen werden unsere körperliche Leistungsfähigkeit erhöhen, während Fortschritte in der Neurotechnologie unsere kognitiven Fähigkeiten verbessern werden.
Wir werden besser in der Lage sein, unsere eigenen Gene und die unserer Kinder zu manipulieren. Diese Entwicklungen werfen tiefgreifende Fragen auf: Wo ziehen wir die Grenze zwischen Mensch und Maschine? Was bedeutet es, Mensch zu sein?“
vom homo incurvatis in se zum homo deus und homo excelsior
Das Menschenbild, das Schwab entwirft, ähnelt dem homo excelsior ( der höhere Mensch des Transhumanismus, der die Grenzen menschlicher Möglichkeiten intellektuell, physisch oder psychisch, durch den Einsatz technologischer Verfahren erweitern will ) oder homo deus, der durch künstliche Intelligenz gottgleich gemachte Mensch, den der Historiker Yuval Harari beschreibt. - > Yuval Harari erzählt die Geschichte von morgen | Sternstunde Philosophie | SRF Kultur
Ich vermute, dass diese Menschentypen Ahnen des homo oeconomicus und Urahnen des homo uncurvatis in se sind. Der homo incurvatis in se ( der in sich verkrümmte Mensch) ist nach Martin Luther der sündige Menschen, der sich der göttlichen Gnade verschließt und von Natur aus sündig ist: „Unsere Natur ist durch die Schuld der ersten Sünde so tief auf sich selbst hin verkrümmt , dass sie nicht nur die besten Gaben Gottes an sich reißt und genießt, ja auch Gott selbst dazu gebraucht, jene Gaben zu erlangen, sondern das auch nicht einmal merkt, daß sie gottwidrig, verkrümmt und verkehrt alles […] nur um ihrer selbst willen sucht.“
Ideale Voraussetzungen für die protestantischen Arbeitsethik des homo oeconomicus, die Max Weber beschrieb „Die Fähigkeit der Konzentration der Gedanken sowohl als die absolut zentrale Fähigkeit, sich der Arbeit gegenüber verpflichtet zu fühlen, finden sich hier besonders oft vereinigt mit strenger Wirtschaftlichkeit, (..) und mit einer nüchternen Selbstbeherrschung und Mäßigkeit, welche die Leistungsfähigkeit ungemein steigert." "Mühe dich stärker. Was immer ist, ist nicht gut genug." Die Lebensgeschichte wird eine endlose Suche nach Selbstachtung und Anerkennung durch Arbeit. Für alle, die daran scheitern, bleibt nur der harte, verinnerlichte Satz: "Du bist nicht gut genug" schreibt Richard Sennet über den aus dem Protestantismus geborenen "getrieben Mensch" in seinem Buch "Der flexible Mensch", 1998.
Keine Frage homo excelsior und homo deus, die mit der Maschine verschmelzen, werden leistungsfähiger und widerstandsfähiger als der homo oecnomicus und in naher oder ferner Zukunft vielleicht sogar den Tod überwinden.
Sehr anschaulich zeigt das der Film Blade Runner 2049. Auf Gehorsam programmierten Maschinen werden organische Erinnerungen eingepflanzt, damit sie sich wie Menschen fühlen. Die Programmiererin der Erinnerungen, die für menschliche Gefühle sorgen, ist eine der letzten wirklichen Menschen und lebt in einer komplett von der Umwelt abgetrennten Glasbox, weil sie eine Immunkrankheit hat. Die Blade Runner ( versklavte Maschinen) müssen regelmäßig einen posttraumatischen Baseline - Test machen, bei dem sie gefragt werden, wie es sich anfühlt, die Hand eines Menschen zu halten, den sie lieben. Geht der Puls zu hoch, handelt es sich um eine Anomalie.
homo ferus: der wilde Mensch
"Herr, hilf mir heute, ein gutes Tier zu sein." (Barbara Kingsolver)
Einer der ärgsten Feinde des homo hygienicus, oeconomicus, excelsior und deus könnte der homo ferus sein, der gleichzeitig Potenzial hat, Menschen aus traumatischen Zuständen zu befreien. Ein
Trauma ist etwas, das ursprünglich den Körper und die Instinkte betrifft. Davon geht Peter A. Levine aus. Die Heilung des Traumas, ob man sie nun Reassoziation oder nach schamanischer Tradition
Seelenrückkehr nennt, sieht er als primär biologischen und körperlichen Prozess, der oft mit psychologischen Auswirkungen einhergeht. Der entscheidende Faktor, der eine Traumatisierung verhindern
oder heilen kann, ist die Fähigkeit, nach Erstarrungsreaktion zu einer Balance zurückzukehren (den Totstellreflex abzuschütteln und erstarrte Energie wider ins Fliessen zu bringen, betäubte
Gefühle wachzurütteln). Er nennt das " den Tiger wecken".
Ähnlich sieht es Clarissa Pinkola Estes, Autorin des Buches " Die Wolfsfrau. " Wildwuchernde Naturgebiete verschwinden genauso aus der Welt wie die Erinnerung an ein dem Menschen innewohnendes Wildwesen, weil alles Ürsprüngliche, Instinktive und Intuitive als unkontrolliebare Bedrohung angesehen wird. Aus vielen Märchen, Mythen und Legenden lassen sich Anleitungen zur Rückforderung an dieses Wildwesen ablesen. Mit „wild“ ist eine natürliche Lebensweise gemeint, in der ein Mensch seine ihm innewohnende Integrität, Humanität und intakte Grenzvorstellungen bewahrt.
Vielleicht kann man das in der Wildnisschule Waldkautz lernen? "Wildnispädagogik enthält neben dem Aspekt der intensiven Naturverbindung auch tiefergehendes Wissen über ein Leben mit der Natur und in Gemeinschaft. In Anbetracht der aktuellen Entfremdung von der Natur und den daraus resultierenden ökologischen und sozialen Herausforderungen scheint es sinnvoll und wichtig, die Lehren und Erkenntnisse indigener Völker als Inspiration für neue und nachhaltigere Strukturen in der Moderne zu betrachten. Eine tiefe Verbundenheit zur natürlichen Welt ist dabei die Grundlage nachhaltigen Handelns." -> Wildnisschule Waldkautz
homo eroticus und homo amans - der erotische und der liebende Mensch
Den Begriff homo eroticus benutze ich um eine bedrohte Qulität des Menschen zu benennen, die Byung-Chul Han in seinem Buch "Die Agonie des Eros" beschreibt.
Liebe unterbricht die Perspektive des Einen und lässt die Welt aus der Perspektive des Anderen neu entstehen. Der Eros verbindet das Künstlerische, das Existenzielle, das Poltische miteinander und manifestiert sich in dem Wunsch nach einer anderen Gesellschaft und Lebensform. In dem Kapitel "Politik des Eros" präzisiert er: "Der Eros, der die Seele lenkt, besitzt Macht über alle ihre Teile: Begierde (epithymia ), Mut ( thymos) und Vernunft ( logos).
Er beschreibt eine geheime Resonanz zwischen dem Engagement für eine politische Idee und der Intensität der Liebe. Thymotisch, also mutig, ist auch die Wut, die mit Bestehenden radikal bricht .
(Vielleicht verkörpert der griechische -> Gott der Ekstase Dionysos ihn besser als der römische Eros.) Ihr findet diesen homo eroticus, der für mich ein zutiefst sinnlicher Mensch ist, auch in den Artikeln über -> Pasolini, -> Camus und -> Franco Cassano.
Gegenfeuer
Aktion Gruppe Guerilla Task Force in Dresden
„Ich beharre schlicht darauf, daß man sich umsieht und die Tragödie zur Kenntnis nimmt." hat Pasolini gesagt. Mit all seinen Sinnen habe er sehen müssen, wie die Italiener, die er gegen alle herrschenden Klischees geliebt habe, innerhalb weniger Jahre zu einem degenerierten, lächerlichen, widerwärtigen, kriminellen Volk verkommen seien. Den kulturellen Niedergang Italiens durch die Industrialisierung und die Konsumgesellschaft nannte Pasolini Völkermord. Der wahre Faschismus war für ihn der Faschismus, der die Werte, die Seelen, die Sprache, die Gesten und die Körper der Menschen attackierte und dem man keinen Widerstand mehr leisten konnte, weil er in das Bewußtsein eingedrungen war.
Sprung in die Gegenwart:
Wenn ich höre, dass der nun 2. lockdown damit begründet wird, dass die Ältesten, Verletzlichsten, das Gesundheitssystem, das Pflegepersonal geschützt werden müssten.... wenn ich sehe, dass nach der Entspannung im Sommer weder in das Gesundheitssystem noch das Pflegepersonal investiert wurde... dass alte Menschen wieder zwangsweise isoliert werden oder von Postivgetesten versorgt werden müssen (Personalmangel)... dass Angehörige sich nicht von Sterbenden verabschieden dürfen .... dass das Pflegepersonal in Krankenhäuser zehn!!! Euro mehr monatlich für Schutzkleidung erhält; Hartz IV Empfänger keinen Cent mehr für Masken oder Desinfektionsmittel erhalten ....
und gleichzeitig jede noch so absurde Massnahme als Akt der Solidarität verkauft wird... dass jeder Kritiker der Massnahmen als Leugner oder Faschist ausgegrenzt wird, um von Anfang an Diskussionsorgien ( noch ein schönes Wort der Kanzlerin ) zu vermeiden....dann ist das für mich entwürdigend, morbide und monströs.
Wo sind die Künstler oder Kulturschaffenden, die diese massive Vestörung oder Traumatisierung zum Ausdruck bringen und damit zugänglich machen?
Ich möchte mich hiermit bedanken bei oval media. Insbesondere die Sendung narrative und der Stiftung Corona Untersuchungsausschuss (sowie allen, die sich getraut haben, sich zu Wort zu melden und versucht haben, einen Dialog zu beginnen). Sie waren in den letzten 6 Monaten ein Lichtblick, Glühwürmchen, in dieser rabenschwarzen Zeit.
Aktualisierung 2.04.2021:
Narrative #40 – Eugen Drewermann über
Transhumanismus
Besonders geeignet für eine Gegenfeuer könnten sein:
der homo amans ( der liebende Mensch)
homo creator ( schöpferischer Mensch)
homo cooperativus ( zusammenarbeitender Mensch)
homo ferus ( der wilde Mensch)
homo heroicus ( der heroische Mensch)
-> Albert Camus und die griechischen Helden
homo magicus (Der magisch denkende und handelnde Mensch)
-> magische Rituale und böser Blick
homo pictor ( der malende Mensch)
homo politicus ( der politische Mensch)
homo ridens ( der lachende Mensch)
homo sacer ( der heilige Mensch)
homo socius ( Mensch als Gefährte )
homo religiosus ( der religiöse Mensch)
-> Settimana Santa / Ostern in Apulien
homo societatis:
Zu Ehren des heiligen Antonius wird in Novoli (Provinz Lecce) vom 16. bis zum 18. Januar ein Feuerfest, die Fòcara gefeiert. Die Tradition geht reicht bis ins byzantinische Zeitalter zurück. Es ist eines der größten „Leuchtfeuer“ Europas.
„Dieses Europa hat keine andere Utopie als jene, die sich zwangsläufig aus den Unternehmensbilanzen und Buchführungen ergibt, kein positives Projekt, nur das der shareholder, denen es nur noch um maximale Renditen geht, denen Bildung und Kultur nur noch als Produktionsfaktor in die Sinne kommen...Es ist höchste Zeit die Voraussetzungen für den kollektiven Entwurf einer sozialen Utopie zu schaffen...“ Pierre Bourdieu in „Gegenfeuer“, 1998.
Aktualisierung zu Matthias Burchardt
In einem Artikel vom 4. Januar beschreibt Matthias Burchardt, wie man seine Identität auch unter den misslichen Beeinträchtigungen durch die Coronamaßnahmen aufrecht erhalten kann. Ich gebe das hier verkürzt wieder.
ganzer Artikel -> Unterstehen Sie sich krank zu werden ( 2020 news)
- Gemeinschaft: Suchen Sie möglichst oft, viele und intensive Erfahrungen des Gesprächs und der Gemeinschaft.
- Quellenvielfalt Machen Sie sich ein eigenes Bild von der Wirklichkeit. Verschaffen Sie sich Informationen aus möglichst verschiedenen Quellen.
- Schützen Sie sich vor Erschöpfung: Lernen Sie „Nein“ zu sagen, wenn Ihnen die Kräfte ausgehen. Sagen Sie „Ja“ zur Schönheit, zur Muße, zur Liebe, zum Humor.
- Bangemachen gilt nicht! Gestatten Sie niemandem auf der Klaviatur Ihrer Ängste zu spielen und finden Sie das rechte Maß zwischen Feigheit und Leichtsinn. Hoffnung kommt aus der realistischen Einschätzung und der Entwicklung von Handlungsalternativen.
- Wir brauchen Euer Zuckerbrot nicht! Sind Beschneidungen sinnvoll, folgen wir ihnen aus eigener Einsicht. Sind sie idiotisch, holen wir uns auf politischem Wege zurück, was uns zusteht.
- Eure Macht haben wir Euch verliehen: Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Wenn Ihr mit der Macht unverantwortlich umgeht, werden wir sie Euch wieder entziehen.
- Erniedrigung: Ist schmerzhaft. Lassen Sie sich aber nicht traumatisieren. Trauern Sie um Verluste, vertrauen Sie guten Menschen Ihre Verletzlichkeit an. Vielleicht ist sogar der Glaube ein Moment, das Ihnen Kraft gibt, wenn Sie am Boden liegen. Stehen Sie anderen bei, die sich gedemütigt fühlen. Schenken Sie Schutz und Würde.
- Ich entscheide selbst, wann ich mir einen Zacken aus der Krone breche! Ich übe nicht bei Kleinigkeiten den Aufstand, sondern suche mir den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Adressaten für meinen Widerstand.
Die Nachtmeerfahrt:
Ich habe festgestellt, dass ich das Schreiben auf diesem Blog noch nicht ganz aufgeben will. Stattdessen beginne ich mit einer inneren Heldenreise: der Nachtmeerfahrt. Eine Nachtmeerfahrt versinnbildlicht eine das Leben selbst oder die psychische Gesundheit bedrohenden Krise in Form einer Heldenreise, die auch C.G. Jung durchmachen musste.
interessante links zum Thema
Von "ZeroCovid" zu ZeroMensch "Though this be madness, yet there's method in't"? Von Sebastian Chwala, Yusuf Karaaslan und Dorian Tigges freitag-Blog 25. März.
-> Rückkehr der Angst Pädagogik
Gerald Ehegartner ist Lehrer und Autor des gerade im Kamphausen-Verlag erschienen Romans „Feuer ins Herz – Wie ich lernte, mit der Angst zu tanzen“. Sein Buch „Feuer ins Herz“ ist eine Geschichte, die in einer erkaltenden Welt das Herz wie ein Lagerfeuer zu wärmen vermag. Die Abenteuer der Hauptperson Noah, der sich im Lockdown wiederfindet, mit dem Trickster Old Man Coyote führen aus der Illusion der trennenden Angst – und hinein in eine neue Verbundenheit mit allem Lebendigen.
-> Covid-19: Der große Umbruch von Klaus Schwab (kann hier kostenlos gelesen werden)
-> Kapitalismus nach Corona: Moral statt Demokratie ( von Mona Pauly, 9.12.2020)
- Liebe in Zeiten von COVID-19: Gleich nach dem Lockdown in New York City empfahlen die Behörden, "dass der sicherste Sexualpartner Sie selbst sind", während die einfallsreichere kanadische Gesundheitsbehörde darum bat, die Maske nicht abzunehmen und "kreative sexuelle Positionen zu finden, um den Kontakt von Angesicht zu Angesicht zu vermeiden". -> Covid-19: Die Liebe neu erfinden? ( arte mediathek, 27 min, online bis 27.11.2021)
- Homunkuli, Cyborgs, Roboter, Androide. Der Mythos vom Menschen, der künstliches Leben erschaffen kann, stand im Mittelpunkt einer großen Themenausstellung im Jüdischen Museum Berlin 2017. Ob in Literatur, Theater, Film, Comic, Fernsehen, Computerspiel, bildender Kunst, Video, Installation oder moderner Technologie: die Ausstellung Golem ging der Frage nach, was eine Maschine ausmacht, was einen Schöpfer – und damit, was es bedeutet, Mensch zu sein. In der Textsammlung spiegelt sich die Fülle der Deutungsmöglichkeiten des Golem. -> Golem - ausgewählte Katalogtexte online
HannahArendt.net ist Nachfolger der Printausgabe von „Hannah Arendt Newsletter“ (1999-2001).
Sie wurde als Online-Zeitschrift im Frühjahr 2004 von der Berlin Arendt Networking Group gegründet.
wichtigste Quellen des Artikels:
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Interview Robert Cibis mit dem Anthropologen Dr. Matthias Burchardt in der Sendung Narrative #24 ( Der gesamte youtube Hauptkanal von oval media wurde am 9. 12. 2020
gelöscht. Auch das gehört immer mehr zum neuen normal )
-> Das sogenannte Panikpapier oder Wie wir covid 19 unter Kontrolle bekommen https://fragdenstaat.de/dokumente/4123-wie-wir-covid-19-unter-kontrolle-bekommen/
Hannah Ahrendt zur Einführung. Karl Heinz Breier. Junius Verlag, 1992.
-> Byung-Chul Han erklärt, warum heute keine Revolution mehr möglich ist und warum der von Jeremy Rifkin gefeierte Wechsel vom Besitz zum “Zugang” ( sharing economy, die auch Klaus Schwab propagiert) uns nicht vom Kapitalismus befreit, sondern zur Totalkapitalisierung von Gemeinschaft führen könnte.
Byung-Chul Han: Palliativgesellschaft. Schmerz heute
Konformitätszwang und Konsensdruck nehmen zu. Eine Postdemokratie macht sich breit. Sie ist eine palliative Demokratie. Der Essay bezieht aktuelle Ereignisse wie die US-amerikanische Opioid Krise oder auch die Corona-Pandemie in seine Analyse ein. Angesichts der Pandemie erweist sich die Palliativgesellschaft als eine Gesellschaft des Überlebens. Matthes & Seitz Berlin. 2020.
Die Agonie des Eros. »Und so verführt Han den Leser am Schluss nicht nur zum Denken,
sondern auch zum Leben. Dass beides für einen Augenblick zusammen zu fallen scheint, gehört zu den Höhepunkten dieses bemerkenswerten Büchleins.«
(Ariadne von Schirach). Matthes & Seitz Berlin. 2012.
Vom Trauma befreien. Peter A. Levine. Kösel Verlag. 2013.
-> Im Journalismus riecht es nach Verrat an der Demokratie
Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie es aussieht, wenn Politik und Medien die demokratische Öffentlichkeit ersticken. Die schwerste Krise des 21. Jahrhunderts verläuft ohne öffentliche Diskussion. Von Marcus Klöckner.
-> Klaus Schwab and his great fascist reset ist mit Quellenangaben der Bücher von Klaus Schwab nachzulesen auf dem blog winter oak des bekennenden Anarchisten Paul Cudenec.
Eine italienische Übersetzung des Artikels ist unter dem Titel "Il Papa del capitalilsmo" ( Der Kapitalismuspapst) auf dem Blog Apocalottimismo zu finden: "Das Weltwirtschaftsforum ist für den Kapitalismus ungefähr so viel wie der Vatikan für die katholische Kirche. Und Herr Klaus Schwab ist für das Forum ungefähr so viel wie der Papst für den Vatikan. Da der Kapitalismus unser Leben weit mehr beeinflusst als die Kirche, ist es gut zu wissen, was Herr Schwab predigt. Wir geben hier einen Artikel von Paul Cudenec wieder, der in The Winter Oak erschienen ist. Cudenec ist ein bekennender Anarchist, und der Text ist hochpolitisch und polemisch, auf eine Art und Weise, die manchen Lesern gefallen mag und anderen nur wenig; und er schweift über viele Themen ab, mit denen man einverstanden sein kann oder nicht. Das macht nichts: Jenseits von Cudenecs polemischen Meinungen ist es die beste Zusammenfassung, die es derzeit von Schwabs Denken gibt, und damit von der Philosophie, die heute die grundlegenden Entscheidungen der großen Unternehmen der Welt leitet (um die Ehre zu haben, das Forum zu finanzieren, muss ein Unternehmen einen Umsatz von mindestens fünf Milliarden Dollar pro Jahr haben).Wie üblich, Google-Übersetzung, aus Zeitmangel: was uns ethisch ein wenig schuldig fühlen lässt, aber wir würden uns noch schuldiger fühlen, wenn wir Herrn Schwab nicht bekannter machen würden."