Martina Franca (die barocke Stadt)

Für viele Apulien - Besucher gehört Martina Franca mit seinen eleganten Palästen und barocken Fassaden zu den faszinierendsten Orten Apuliens.  Es liegt mitten im Valle d`Itria und sieht ein bißchen aus wie aus einer Italienwerbung.

 

Piazza 20 Septembre mit Blick auf den Arco di Sant Antonio
Piazza 20 Septembre mit Blick auf den Arco di Sant Antonio

 

Die Ursprünge Martina Francas liegen wahrscheinlich im 10. Jahrhundert. Im Vergleich zu vielen anderen Orten Apuliens ist Martina Franca damit eher jung. Heute hat Martina Franca knapp 50.000 Einwohner und gilt als inoffzielle Kulturhauptstadt des Itriatals.

 

Der Arco di Sant´Antonio (auch Porta di Santo Stefano genannt) ist ein Triumphbogen, der das Tor zur Altstadt bildet. Im 14 Jahrhundert als Wehrturm erbaut, wurde er mehrmals verändert und erhielt 1764 seinen endgültig barocken Stil. Die Piazza ist gesäumt von Cafes und Eisdielen, hier befindet sich auch die Touristeninformation und hinter dem Tor beginnt das Gassenlabyrinth der Altstadt. 

 

Basilica di San Martino

 

Ein Meisterwerk des Barocks in Martina Franca ist zum Beispiel die Basilica di San Martino, die 1747 drei Jahre nach einem Erdbeben gebaut wurde. Sie ist dem Schutzpatron der Stadt St. Martin geweiht, der auch auf dem Relief am Eingang zu sehen ist (siehe großes Foto oben). Der Legende nach soll San Martino 1529 Martina Franca vor einer Invasion von Fabrizio Maramaldo gerettet haben. Maramaldo war ein Söldnerführer, der gegen die ritterliche Ehre verstoßen hatte, weil er den Anführer der florentinischen Armee tötete, obwohl dieser bereits in Gefangenschaft und verletzt war. Das italienische Wort "maramaldesco" (unbarmherzig, abgefeimt) ist von seinem Namen abgeleitet. 

 

Außer der Basilica di San Martino hat Martina Franca fünf weitere Kirchen: die Kirche des Hl. Franziskus von Assisi, die Kirche Maria Carmine, die Kirche des Hl. Domenicus, die Kirche des Hl. Antonius aus Padua, die Kirche der Madonna della Sanità.

 

Basilica di San Martino, Martina Franca
Blick von der Piazza Plebiscito auf die Basilica di San Martino.

 

Der Barock hatte seinen Ursprung im späten 16. Jahrhundert zur Zeit der Gegenreformation in Italien. Er löste die Kunst der Renaissance ab, die auf Einheit und Ruhe zielte, während der Barock nach Reichtum und Bewegtheit im Ausdruck strebte. Die barocke Architektur und Malerei diente sowohl den Fürsten als auch der Kirche dazu ihren Reichtum und ihre Macht zur Schau zu stellen. Die gößte und bekannteste Barockstadt Apuliens ist Lecce, aber auch in Gallipoli, Nardo und Galatina gibt es viele barocke Kirchen und Paläste ( in dem Artikel über - > Galatina findert ihr mehr über die Besonderheiten des apulischen Barock).

 

Der 1668 von Petracone V Caracciolo erbaute Palazzo Ducale mit seiner barocken Fassade und seinen eisernen Balkonen markierte den Beginn des sogenannten goldenen Zeitalters von Martina Franca. Der Palast sollte aus 300 Räumen, einem Hof und Ställen, einem Theater und einer einer Kapelle bestehen, wurde aber nie vollendet. Heute befinden sich darin Gemeindebüros, ein Gerichtssitz, ein künstlerisches Zentrum und eine Bibliothek. Das Innere des Plastes wurde im 18. Jahrhundert mit Fresken des Malers Domeinco Carella (1721 - 1813) verziert, dessen Werke in vielen Kirchen Apuliens zu finden sind. Einige der reich ausgeschmückten Räume sind zu besichtigen.

 

Ich bin an diesem Maitag eigentlich nicht nach Martina Franca gekommen, um mir die Altstadt anzusehen. Ich wollte von hier aus vorbei an der Kapelle Madonna del `Arco durch das Itriatal nach -> Locorotondo wandern, weil ich irgendwo gelesen habe, das soll ein sehr schöner Spaziergang sein. Aber ich hatte den Zug in Taranto  verpasst und kam erst gegen Mittag mit dem Bus in Martina Franca an. Inzwischen war es zu heiß für eine längere Wanderung. Also habe ich nur eine kurze Runde durch die Altstadt gedreht,  einen caffè an auf der Piazza genommen und bin dann zurück zum Bahnhof.

 

Der Kontrast zwischen dem armen, halb verfallenen Taranto und dem eher noblen Martina Franca ist enorm. Das zeigt mal wieder, wieviele unterschiedliche Gesichter Apulien hat. Ich selber bin kein großer Fan barocker Architektur, obwohl ich die barocke Malerei sehr interessant finde. Aber Liebhaber barocker Architektur und Kulturreisende werden Martina Franca sicher sehr mögen.

 

Kurzinfo zu Martina Franca

 

Bekannt ist Martina Franca auch für das ->Festival Valle d `Itria (von Mitte Juli bis Anfang August) ein Opernfestival mit zahlreichen Konzerten, Filmen und sakraler Musik.

 

Regionale kulinarische Spezialitäten Martina Francas sind der "capocollo", eine Wurst, die aus dem Fleisch von Nacken und Kopf des Schweines hergestellt wird, sowie andere Schinken und Würste.

 

In der Nähe von Martina Franca befindet sich der -> "Bosco delle Pianelle", ein bewaldetes Naturschutzgebiet, das sich auch ein heißeren Tagen zum Wandern eignet. Mit Ausnahme des Garganos im Norden und einigen Pinienwäldchen an der Küste ist Wald eher eine Rarität in Apulien.

 

Martina Franca ist gut mit dem Zug erreichbar und der Bahnhof liegt nicht weit von der Altsstadt entfernt, allerdings fahren die Züge unregelmäßig. Es ist ratsam, sich vorher am Bahnhof zu erkundigen.

 

Unterkünfte für Selbstversorger

 

Nach dem Vorbild der Alberghi diffusi bietet Viallgio In unterschiedliche Wohnungen / Appartements im historischen Zentrum von Martina Franca.

Webseite -> Villagio In

 

-> Masseria Labbruto : ebenfalls für Selbstversorger bietet die Masseria Apartements mit kleiner Küche, kleinem Hof, Pool und Fahrrädern.

labbruto@motolese.net

tel.: 0039 - 080 483 85 53 donna ROSELLINA

Address: via Monti del Duca, 52 zona G - 74015 Martina Franca (TA)

 

-> Masseria Madonna dell`Arco

Masseria mit Appertements mit eigener Küche. Die Masseria Madonna dell'Arco ist bekannt für ihre Aufzucht von Milch- und Fleischtieren. Auf den Weiden, in der mediterranen Macchia, im Eichenwald und in den jahrhundertealten Olivenhainen weiden frei Pferde und Esel, Schweine, Schafe und Kühe.

info@masseriamadonnadellarco.it

 

 

Hauptstadt der Trulli: Alberobello

 

 

Etwa 1500 weißgekalkte Trulli zieren die Altstadt von Alberobello, was soviel heißt wie „Schöner Baum“. Ich kann mir nicht helfen, aber mich erinnern die Trulli mit ihren typischen kegelförmigen Dächern immer an die Häuser der Schlümpfe.

 

Erst im 17 Jahrhundert wurde Alberobello auf Anweisung des Feudalherrn Gian Girolamo II Aquaviva in einem ehemaligen Waldgebiet im Itriatal gebaut. Verglichen mit anderen Städten und Dörfern Apuliens, von denen viele auf eine mehr als 2000 jährige Geschichte zurückblicken, ist Alberobello also fast modern. Warum Gian Girolamo die Bauern anwies, die Rundhäuser in Alberobello nach dem Vorbild ehemaliger Viehschuppen in Trockenbauweise zu errichten, ist bis heute rätselhaft.

 

 

 

Eine Erklärung lautet, dass er nicht im Besitz der königlichen Erlaubnis gewesen sei, einen neuen Ort zu errichten. Die Trulli hätte man im Falle einer Inspektion in einer Nacht abreißen und in der nächsten wieder aufbauen können. Mir persönlich und einigen Apuliern, mit denen ich gesprochen habe, erscheint das allerdings unwahrscheinlich, denn so schnell auf- und abzubauen sind die Trulli nun auch wieder nicht. Eine andere Erklärung lautet, der Adelige hätte für eine gemauerte Siedlung Steuern an den König von Neapel zahlen müssen.

 

 

 

Auf den Dächern vieler Trulli in Alberobello finden sich Symbole, die als Segenswünsche galten oder böse Geister abhalten sollten. Sie lassen sich in drei Typologien unterteilen :

 

Ursymbole, wie das Kreuz als Baum das die drei Welten Himmel, Erde und Unterwelt vereinigt.

 

Religiöse Symbole wie das durchbohrte Herz von Maria.

 

Magische und astrologische Symbole wie Merkur, Jupiter, Saturn.

 

Auch die Dachspitzen der Trulli haben verschiedene Formen inspiriert durch mystische oder religiöse Symbole.

 

 

 

Alberobello ist seit 1996 UNESCO-WELTKULTURERBE und da es nur etwa 10.000 Einwohner hat, fällt der Touristenansturm hier besonders auf. Daher solltet ihr nicht gerade am Wochenende nach Alberobello fahren, denn dann ist es sicher noch voller. Ich habe mit einem Freund aus Apulien mal einen kurzen Abstecher nach Alberobello gemacht und war etwas enttäuscht, denn viele Trulli sind heute Ladenlokale, Souvenirshops und Restaurants. Alberobello wirkte auf mich wie eine Filmkulisse, in der niemand mehr wohnt. In dem Moment kam eine ältere Frau aus einem Trullo heraus und mein Freund wollte die Gelegenheit nutzen, um mir zu zeigen, dass hier doch noch Einheimische leben. Als er die Dame fragen wollte, ob wir den Trullo mal kurz von innen sehen könnten, stellte sich heraus, dass es sich um eine englische Touristin handelte, die kein Wort italienisch verstand.

 

Aber seht es euch selber an, denn es war wirklich nur ein kurzer Abstecher und es gibt bestimmt auch atmosphärische Ecken in Alberobello.

 

 

 

Das Museo del Terrritorio auf der Piazza XXVII Maggio dokumentiert das bäuerliche Leben im Itriatal. Die Außenfassade schmückt ein Bild und ein Gedicht von Pier Paolo Pasolini.  

 

Meine Übersetzung des Textes von Pasolini ist bitte mit Vorsicht zu genießen. Poesie zu übersetzen ist eine Herausforderung, selbst für Menschen, die viel besser italienisch sprechen als ich.

 

 

 

 

 

„(...) Es ist der Himmel...

 

Es ist schwierig von der Reinheit dieses Himmels zu erzählen an diesem Sonntag Abend in Alberobello: ein nicht vorhandener Himmel, rein, gebunden an das Licht, an die fantastische Aussicht dieses Ortes.

 

Von den Häuserblocks der Trulli lässt sich nur in Begriffen der Kristallografie sprechen.

 

Alle festen Körper sind monströs zusammengeschmolzen, um einem neuen Körper Form zu schenken, zart, leicht.

 

Die Spitzdächer aus himmelblau-schwarz lösen sich jäh von dem gewundenen, gleichmäßigen Fundament, um den Himmel mit magischen Spitzen zu durchsetzen.

 

Es gibt keine Spuren von Elend oder Schmutz.

 

Die schmucklosen Trulli, vertieft in die abschüssigen Gassen des Bergdorfs, luftig und schneeweiß, sind voller Glanz auch im Innern hinter den schwarzen Türnischen, bedeckt von herab baumelnden Vorhängen wie von Netzen.

 

Die Wege, an dem Abend als ich ankam, waren verlassen: nur einige Kinder spielten vor den Schwellen sitzend inmitten all dieser Weiße.“

 

 

 

-> Alberobello : Museo del territorio - Casa Pezzolla

 

 

 

Das Stadtmuseum von Alberobello ist in 15 miteinander verbundenen Trulli untergebracht und beherbergt zahlreiche Exponate über die Ursprünge der Trulli und die außergewöhnliche landwirtschaftliche Kultur, die ihnen zugrunde liegt.

 

-> mehr zur Geschichte der Trulli

 


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