Die Masseria

 

Die Masseria ist eine Mischung aus Bauernhaus,  Sommerresidenz und  Festung  - ein steinernes, historisches Monument inmitten der roten Erde Apuliens. Masserien prägen bis heute das Landschaftsbild Apuliens und gehören zum kulturellen Erbe, auf dass die Apulier stolz sind.

 

Masseria Partemio - Foto c/o Dino Maglie
Masseria Partemio - Foto c/o Dino Maglie

 

 

"Die Masserien sind der große monumentale Schatz Apuliens. Dieses Wunderwerk befindet sich in der Nähe von Latiano (zwischen Francavilla und Brindisi), Masseria Partemio, ein imposantes und fürstliches Gebäude. Wenn man von der langen, von Bäumen gesäumten Allee kommt, scheint es, als würde man in der Stille der Landschaft durch einen Zeit-Raum-Tunnel gehen, es ist ein surreales Gefühl. Als es völlig verwahrlost war, wurde es von einem Unternehmer vom anderen Ende der Welt, gerettet, der viele Ressourcen, Energie und vor allem Leidenschaft investiert, um es zum Strahlen zu bringen. Die Arbeiten sind in vollem Gange, und es kommt etwas Unglaubliches dabei heraus."

 

Dino Maglie ist Fotograf aus Apulien und spezialiseirt auf Architektur. Seine Beschreibung der Masseria Partemio stammt aus dem Jahr 2018. Dino Maglie´s Fotos zeigen die Masseria im ursprünglichen Zustand, in dem sie sich befand. "Der neue Besitzer organisierte zum Zeitpunkt des Kaufs kleine Partys mit engen Freunden, bevor er mit den Renovierungsarbeiten begann. Er hatte große Pläne (die Masseria sollte ein Beherbergungsbetrieb werden, der für große Veranstaltungen reserviert war, hauptsächlich für Hochzeiten), aber Covid und die italienische Bürokratie zwangen ihn, die Arbeiten einzustellen. Auf den Fotos kann man sehen, dass neue Fenster eingebaut worden sind, aber mehr nicht."

 

Masseria Partemio - Foto c/o Dino Maglie
Masseria Partemio - Foto c/o Dino Maglie
Masseria Partemio - Foto c/o Dino Maglie
Masseria Partemio - Foto c/o Dino Maglie

 

Masserien sind für Süditalien typische Gutshöfe, von denen die ersten aus dem 13 Jahrhundert stammen. Einige Masserien stehen heute als Ruinen verlassen in der Landschaft, andere wurden in den letzten Jahren in Agritourismi, B&B oder in Luxusresorts verwandelt, wo man Spitzenpreise bis zu 30.000 Euro in der Woche bezahlt. "Es gibt Besitzer, die es schaffen, die Masseria auf bestmögliche Weise wiederzubeleben, indem sie den Orten, die einst kleine Wirtschaftsmotoren, aber auch soziale Zentren waren, neues Leben einhauchen, und es gibt diejenigen, die ein Bauernhaus auf dem Lande nehmen, es renovieren, das Wort "Masseria" auf das Logo schreiben, obwohl es das nicht war, und mit Hochzeiten Geld verdienen." meint Dino Maglie.

 

Die Masseria ist heute oft eine Kombination aus biologischer Landwirtschaft und "Fünf-Sterne"-Unterkunft. Urlaub inmitten der Natur, gesunde Ernährung, Lifestyle , manchmal mit eigenem Spa und angeschlossenem Beach- oder Golfclub - die größeren Masserien sind auch beliebt bei Hochzeitsgesellschaften. „Lassen wir die Welt draussen, in ländlicher Atmosphäre an einem Ort, wo die Zeit still zu stehen scheint, " lautet das Motto, wenn Masserien zu exklusiven Feriendomizilen auch für VIPs werden. Abgeschiedenheit und Ruhe versprechen die einen Masserien, andere sind offene Orte, die einladen zum gemeinsamen Gärtnern, Essen, Woofen oder Pasta-Herstelllen.

 

Die Geschichte der Masserien

 

Neben dem Hauptgebäude gehörten früher zum Gehöft auch die Unterkünfte der Bauern, Ställe, Futter- und Getreidelager, Räumlichkeiten zur Herstellung typischer Produkte: eine Mühle, eine Käserei oder Ölpresse. Die verschieden Komplexe können durch Bogengänge verbunden sein.

 

Masserien stehen isoliert in der Landschaft und manche haben sich zu autonomen Minidörfern entwickelt. Die Masseria hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Formen angenommen. Was die Gutshöfe in der mediterranen Tradition fast immer gemeinsam haben, ist die Einfriedung, die aus einer hohen, befestigten Mauer und einem großen zentralen Hof besteht. Ein zu Wohnzwecken genutzter Teil des Gebäudes verfügte in der Regel über ein oder mehrere Obergeschosse, in denen der "Herr" und seine Familie wohnten. Die unteren Stockwerke dienten als Wohnräume für die Bauern und als Lager für Vorräte und Futtermittel. Der Ofen und die Zisternen zum Sammeln des Regenwassers sorgten für eine völlige Unabhängigkeit von den Städten und Dörfern. In den wichtigsten Höfen gab es auch eine kleine Kirche.

 

In der Region zwischen Bari und Brindisi wurden Masserien häufig mit Türmen und Gräben ausgestattet und bildeten eine Verteidigungslinie gegen Invasoren. Im 18. und 19. Jahrhundert verwandelten sich manche in Sommerresidenzen der Adligen und später des Bürgertums. Masserien sind in Süditalien weit verbreitet, vor allem in Apulien, der Basilikata, im oberen Teil der Murgia-Hochebene, im äußersten Norden Kalabriens, im zentralen Hinterland Siziliens.

 

Masseria Don Cataldo in Adelfia

 

Mit seinen Türmchen, Loggien und Bögen ähnelt die Masseria Don Cataldo ( auch"Castello delle Fascine“) mehr einem Märchenschloss als einem Bauernhof, erst recht wenn man die mit Stuck und wertvollen Fresken verzierten Räume, Reliefbögen und Marmorsäulen  im Inneren der Masseria sieht.

 

Der Komplex wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Carlo Tommaso De Nicolai, dem damaligen Markgrafen von Canneto, erbaut. Vom Vestibül, in dem ein riesiges vergoldetes Wappen die Wand beherrscht, führen zwei Seitentüren in den zentralen achteckigen Saal. Einige Fresken stellen Szenen aus Dichtungen dar, andere geometrische und naturalistische Dekorationen. Die Masseria ist seit mindestens fünfzig Jahren verlassen und die Fresken teilweise mit Graffiti übermalt.

 

  -> Torri e affreschi- Don Cataldo, la masseria abbandonata più bella del barese

 

 

Nicht zu verwechseln mit der Masseria Don Cataldo nahe Ostuni. 14 verlassene Masserien in der Gegend rund um Bari mit Karte findet ihr in diesem - > Artikel von 2013. Vielleicht sind einige dieser Masserien bereits Luxushotels.

 

 

Masseria Partemio

 

"Leider", so Dino Maglie, "gibt es viele renovierte Masserien, die im Namen des Designs die Identität des Ortes völlig verfälscht haben und am Ende alle gleich aussehen: minimalistisches Design, sehr weiß, alles sehr schick, mit ein paar Kaktusfeigenpflanzen. Ich bin auch auf Orte gestoßen, die heute als Masserie bezeichnet werden, aber nie wirklich eine Masseria waren. Masserien waren nie Orte mit diesem ästhetischen Aussehen, sie waren Orte voller Leben, sie waren viel mehr wie kleine landwirtschaftliche Betriebe."

 

Dieses letzte Foto, schrieb mir Dino, zeigt die Inschrift eines Schäfers, die uns an die wirklichen Ursprünge dieser Kleinstbetriebe vergangener Jahrhunderte erinnert: fünf Lämmer geboren, sechzehn Mutterschafe.

 

 

Masseria Partemio - Foto c/o Dino Maglie
Masseria Partemio - Foto c/o Dino Maglie

Manche Masserien sind aber auch heute noch das was sie früher waren: Baurnhöfe mit Viekzucht und selbstangebauten Lebensmitteln, Herstellung von Olivenöl, Käse ect.

Zum Beispeil die Masseria Lamapecola.

 

Masseria Lamapecora - offen für alle

 

Die Masseria Lamapecora wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und liegt inmitten von mehr als 700 Olivenbäumen, die über hundert Jahre alt sind. Das Leben ist hier noch wie früher von den natürlichen Rhythmen der Natur geprägt. Hier werden mehr als 15 für Apulien typische Käsesorten hergestellt: Mozarella, Ricotta, Burrata, Scamorza, Caciocavallo...

 

Strukturell setzt es sich Lamapecora aus zwei architektonischen Kernen zusammen: der erste, ältere, diente ursprünglich als Lager und Bauernhaus; der zweite, majestätischere, ist auf mehreren Ebenen strukturiert und dient der Familie des Eigentümers als Wohnhaus. Neben den Tuffstein- und Steinbauten gibt es in Lamapecora zahlreiche Räume für die Unterbringung von Klein- und Großtieren: die Ställe für Kühe, der Jazzo für Schafe, die Tenne für Hühner und ausgestattete Räume für Ziegen, Schweine, Truthähne,  ein Garten mit Zitrusfrüchten. Lamapecora verfügt über rund 20 Hektar Land, auf dem eine Herde von über 100 Schafen weidet. Nach der Tradition werden die Schafe jeden Tag ausschließlich von Hand gemolken.

 

In jüngster Zeit haben sich die Türen der Masseria Lamapecora und der handwerklichen Käserei geöffnet, um Menschen zu empfangen, die sich in die Natur verlieben wollen. Lamapecora organisiert die Tour "Vita in Masseria" für alle, die die typischen Räume und Aktivitäten unseres Bauernhofs entdecken möchten. Dazu gehört ein Spaziregang zu den Olivenbäumen und der Kunst des Baumschnitts, zu den Tieren und Ställen, in die Käserei. In den Gebäuden der Masseria Lamapecora sind Arbeitsgeräte und antike Transportmittel wie Schlepper und Karren erhalten. Jedes einzelne Stück ist ein kleiner Schatz aus der Vergangenheit.

C.da Fascianello, 30
72015 Fasano (BR)
Tel.: +39 0804420843
Cell.: +39 3479831168
Email: info@lamapecora.com

 

- > Webseite  Lamapecola

 

Masserien heute

 

So sehen Masserien heute aus ( alle Rechte an den Bildern liegen bei den Masserien).

 

 

Ich habe eine Liste der 12 schönsten Masserien erstellt. Mehr dazu -> hier

 

Dino Maglie

 

Dino Maglie stammt aus Taranto. Auf seiner Webseite findet ihr sowohl kommerzielle Bilder ( meist Innenarchitektur), als auch persönliche Geschichten. Ich bin auf ihn aufmerksam geworden über das Projekt ISOLATI - visuelle Geschichten der Isolation während des 1. lockdowns in Italien.

 

- > ISOLATI