Die weiße Stadt: Ostuni


 

Ostuni wird auch“ Königin der Oliven“ oder „Weiße Stadt“ genannt, obwohl fast alle Orte in Apulien aus hellem Stein oder weiß gekalkt sind. Wer aus Richtung Bari anreist, sieht Ostuni wie eine Fata Morgana in der Sonne glänzen, denn es liegt auf einem Hügel 200 m hoch über dem Meer. In der Mittagssonne wirkt Ostuni tatsächlich gleißend weiß, aber auch abends sind die Lichter bis ins 20 Kilometer entfernte Monopoli zu sehen.

 

 

"Ostuni ist die malerische Stadt schlechthin, jedes Haus ist ein Aussichtspunkt, jede Trattoria gehört zu Bellavista, an jedem Fenster steht ein Dichter, der auf die Ebene unter den Olivenbäumen blickt, die mit jedem Wind ihre Farbe ändern [...] In Ostuni sind die Häuser weiß, aus Milch und Kalk, sie sind so weiß, dass es in den Augen weh tut, die Wände sind weiß, die Fenster, die Türen, die Treppen, alles ist unglaublich weiß. [...] Man fährt nach Ostuni, um zu verstehen, was es bedeutet, vor der Sonne geschützt zu sein [...], um aufzuhören, sich Romane zu wünschen, um aufzuhören, an ferne Reisen zu denken, hier ist der Charme aller Städte der Südsee, hier ist der Äquator zum Greifen nah. " so überschwenglich soll der italienische Journalist Ettore della Giovanna Ostuni beschrieben haben.

 

Griechen, Byzantiner, Normannen, Staufer, Franzosen und Araber haben die Architektur der Dörfer und Städte in Apulien geprägt. Dabei scheinen die weißen Städte wie Ostuni einer modernen Design-Regel zu folgen: " Viel weißen Freiraum lassen, damit das Auge auf die Reise gehen kann." Der Brauch, die Häuser weiß zu tünchen, stammt angeblich aus dem Mittelalter. Ein Grund war, die engen Gassen und Räume der mittelalterlichen Altstadt durch reflektierendes Licht heller zu gestalten. Man glaubte auch, dass das Tünchen mit weißem Kalk die Ausbreitung der Pest verhinderte. Warum ausgerechnet Ostuni den Beinamen "die Weiße Stadt" oder "die Krippenstadt" erhielt? Als der Brauch des Häusertünchens nach und nach in Vergessenheit geriet, erliess der Bürgermeister von Ostuni im Jahr 2015 eine Verordnung,  um ihn wieder zu beleben.

 

Die meisten Häuser in Apulien sind nicht bunt wie in anderen Regionen Italiens, sondern sandsteinfarben oder weissgekalkt. Sie wirken dadurch griechisch und ein wenig orientalisch. Für mich sind sie das absolute Gegenteil zum reizüberfluteten Berlin. Als ich diese Fotos gemacht habe, hatte ich noch nicht vor einen Apulienblog zu starten. Daher habe ich nicht die Sehenswürdigkeiten abfotografiert, sondern war einfach faszieniert von dem Licht und den Schatten an den hellen Häuserwänden.

 

Piazza della Libertà mit der Säule des Schutzheilige Sant Oronzo, Ostuni
Piazza della Libertà mit der Säule des Schutzheilige Sant Oronzo

 

Ostuni ist mit 30.000 Einwohnern eher eine Kleinstadt als ein Dorf. Die Altstadt ist von Einfriedungsmauern der Messapiker ungeben und geht fast nahtlos in die Neustadt über. Den Mittelpunkt Ostunis bildet die quirlige Piazza della Libertà, wo der Schutzheilige Sant Oronzo, der die Stadt vor einer Pest bewahrt haben soll, auf einer barocken Säule thront. Rund um die Piazza della Libertà gibt viele Cafes, Bars, Restaurants und einigen Souvenirläden, aber ein paar Gassen weiter hat sich der Rummel verlaufen (zumindest noch Mitte Juni).

 

Sehenswert in Ostuni

Die spätgotische Kathedrale von Ostuni wurde 1435 begonnen und zwischen 1470 und 1495 fertiggestellt. Sie steht auf dem höchsten Hügel der Altstadt von Ostuni, hat eine schöne, charakteristische spätgotische Fassade. Die Rosette der Kirche ist nach der der Kirche Santa Maria del Pi in Barcelona die zweitgrößte in Europa. Piazza Beato Giovanni Paolo II.

 

- die barocke Kirche San Vito Martire , Via Cattedrale

 

- das ->Museum für vorklassische Kultur der südlichen Murgia (Museo Civiltà Preclassica della Murgia Meridionale) und der archäologische Park 2 km außerhalb von Ostuni.

Das Museum gibt Einblicke in die präantike Landwirtschaft des westlichen Mittelmeeres. Berühmtestes Ausstellungsstück ist “Delia“, das 24.500 Jahre alte Skelett einer Frau und damit einer der ältesten paloanthropologischen Nachweise des okzidentalen Mittelmeers

 

- der Panoramablick am Rande der Altstadt auf die Adria

 

- frisch saniert ist der - > Palazzo Roma ein kultureller Ort, der dem Kino und dem Theater gewidmet ist. Außerdem gibt es eine Cocktailbar, ein Resturant und eine Aussenterasse. Via F. Tanzarella Vitale 41

 

 

Das Fest des Heiligen Oronzo und die Reiterprozession

 

Das Fest des Schutzpatrons Oronzo ist das wichtigste Fest in Ostuni. Jedes Jahr am 25., 26. und 27. August sind diese Tage dem Heiligen gewidmet. Es findet eine Prozession von Pferden und Reitern statt, die für diesen Anlass festlich gekleidet sind und den Schutzpatron der Stadt begleiten. Die Ursprünge des Brauchs lassen sich bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Die Pest herrschte im Salento, Ostuni und andere Städte der Terra d'Otranto blieben verschont. Das Wunder wurde dem Heiligen Oronzo zugeschrieben. Für die Prozession nehmen die Einwohner Ostunis die Pappmaché-Statue des Heiligen und trugen sie auf ihren Schultern auf den Stadtplatz. Die Dekorationen werden oft von einer Generation an die nächste weitergegeben. Eine der wichtigsten Verzierungen ist der wunderschöne Arabeskenmantel mit Hunderten von Pailletten, die in mühevoller Geduld einzeln angebracht werden. Die Reiter und ihre Pferde machten sich auf den Weg zum Domplatz, und stiegen den gleichnamigen Hügel hinauf. Auf dem Domplatz angekommen, warten Pferde und Reiter darauf, dass die Statue des Heiligen Oronzo aus der Hauptkirche herausgetragen wird.

 

Ostuni liegt ca. 8 km entfernt vom Meer und ist umgeben von Olivenhainen.

Schöne Sandstrände gibt es nicht weit von den geschützen Naturparadiesen Torre Guaceto und dem Parco Regionale delle Dune Costiere, die sich zwischen Torre Canne und Torre San Leonardo erstrecken. Wer lieber Felsstrände mit reicher Flora und Fauna mag, fährt in Richtung Savelletri und Egnazia.

 


In der Gegend um Ostuni gibt es zahlreichen Masserien, von denen einige von historisch-architektonischer Bedeutung sind -> Masserien

Salviamo il bianco - Retten wir das Weiße

 

Salviamo il Bianco ( Erhalten wir das Weiß ) ist eine Vereinigung zur kulturellen Förderung und Erhaltung des Erbes von Ostuni, der weißen Stadt.  Salviamo il Bianco engagiert sich dafür, jedes Jahr an Ferragosto ( Mitte August) die Stadt Ostuni neu zu tünchen. Jedes Jahr gibt es einen "Flash-Mob" des kollektiven Tünchens.

 

 „Apulien scheint mir das sauberste Land am Mittelmeer“, schrieb Rolf Lengler, der Autor eines Kunst-Reiseführers für Apulien im Jahr 1987. Dass die Apulier ihre Häuser gern weiß tünchen liege an ihrem Sauberkeitsfimmel und dem Mangel an Geld für kostenaufwändige Restaurierungen der Aussenfassaden, vermutete er. Aus kunsthistorischer Sicht sei das eine Unsitte, weil es mit dem unwiderbringlichen Verlsut von historischer Bausubstanz verbunden sei. Vorbildlich dagegen war für Lengler schon damals Martina Franca, dessen Altstadt ein Kleinod des 17.-18. Jahrhunderts noch in barocker Originalqualität erstrahlt. Ich mochte Ostuni allerdings lieber als Martina Franca.

 

Vorsicht für alle, die mit der Bahn reisen: der Bahnhof von Ostuni liegt ca. 3 km Kilometer unterhalb der Stadt, was in der Sommerhitze ein weiter Weg sein kann.

 


Andere weiße Städte

Martina Franca

Wie Lecce ist Martina Franca vom Barock geprägt. Es liegt im Itriatal und sieht ein bißchen aus wie aus einer Italienwerbung.

Locorotondo

Auf den ersten Blick eher unscheinbar, wird Locorotondo aber regelmäßig auf der Liste der schönsten Dörfer Italiens geführt.