Er ist der Schutzpatron der Schüler und Studenten, Pilger und Reisenden, der Liebenden, der Alten, der Ministranten, der Kinder, der Diebe, Gefängniswärter und Prostituierten. Bei uns ist er bekannt als der Nikolaus.
Nikolaus von Myra, geboren zwischen 260 und 280 in Pàtara in Lykien, gestorben am 6. Dezember 326, 345, 351 oder 365 ist einer der bekanntesten Heiligen der Ostkirchen und der lateinischen Kirche. Als Matteo Salvini von der Lega im September Bari besuchte, klärte ihn Michele Emiliano, Ministerpräsident Apuliens, über San Nicola auf:
„Der wichtigste Schwarze Apuliens, der uns gelehrt hat, wie wir den Frieden bewahren in unseren Geschäftsangelegenheiten und unseren menschlichen Beziehungen.“
Wie San Nicola nach Bari kam
Im 11. Jahrhundert befand sich Bari unter der Herrschaft der Normannen, die zuvor gegen den Papst und Byzantiner gekämpft hatten. Unter der Besetzung von Roberto il Giuscardo geriet die Region in eine Krise. So beschlossen die städtischen Obrigkeiten, die Überreste des Bischofs von Myra, der in Bari sehr verehrt wurde und dem bereits einige Kirchen gewidmet waren, nach Bari zu holen. Das Schicksal der Stadt sollte einem machtvollen Heiligen anvertraut werden und seine Reliquien davor zu bewahrt werden, in die Hände der Türken zu fallen, die in das Territorium Unterasiens eindrangen.
Einigen Quellen zufolge (die Legende von Kiew, russischer Text von 1094) soll San Nicola im Traum einem Geistlichen aus Bari erschienen sein und ihm seinen Wunsch mitgeteilt haben, er möchte in Bari zur Ruhe gebettet werden. Zu Beginn des Jahres 1087 brachen ca. 62 Seeleute, Kaufleute und Sklaven mit drei Schiffen, beladen mit Korn und Getreide, auf nach Antiocha (Syrien). Während die Kaufleute ihren gewohnten Geschäften nachgingen, begaben sich die Seeleute nach Myra in die Kirche, wo die Reliquien aufbewahrt wurden, brachten den Sarg an Bord des Schiffes und verließen schnell die türkische Küste aus Angst in Kämpfe mit den Sarazenen verwickelt zu werden. Es wurde eine lange, gefährliche Rückreise, bei der nicht wenige Stürme überwunden werden mussten. Als sie am Morgen des 9. Mai mit dem kostbaren mystischen Schatz in den sicheren Gewässern Apuliens im Hafen von Bari ankamen, hatte sich die Bevölkerung zu einem großen Fest versammelt.
Zu Ehren von San Nicola wurde bald darauf die Basilika gebaut und Bari entwickelte sich zu einer bedeutenden Pilgerstadt. Bis heute findet die Festa di San Nicola vom 7-9. Mai statt. Unter den Fischern aus Bari wird jedes Jahr versteigert, wer die Ehre hat, mit der Statue des Heiligen eine Nacht auf das Meer zu fahren. Am nächsten Tag wird die Statue wieder zurück in die Basilika gebracht. An diesen Tagen befindet sich Bari quasi im Ausnahmezustand und in ungeraden Jahren schickt sogar das italienische Militär eine Fliegerstaffel zur Unterstützung der Feierlichkeiten. Die ganze Stadt ist mit aufwendigen Lichtinstallationen geschmückt, an den Abenden finden Feuerwerke statt.
Auf der Website der Basilica San Nicola habe ich einen Film vom 9. Mai 1957 gefunden. Er zeigt das Fest des hl. Nikolaus, ist aber nebenbei auch ein wunderbar stimmungsvolles Porträt von Bari in den 50er Jahren.
Einige Quellen behaupten die Bareser, die als geschickte Geschäftleute gelten, hätten die Reliquien weniger aus religiösen Gründen nach Bari geholt, als aus wirtschaftlichen Interessen. Als Pilgerort profitierte Bari sicher auch ökonomisch vom Raub der Reliquien. Zu einer kommerzialisierten Figur wurde der Nikolaus aber erst im 19. Jahrhundert. Infolge der Ablehnung der Heiligenverehrung durch die Reformation wurde die Bescherung in vielen Ländern vom 6. Dezember auf Weihnachten verlegt und der Nikolaus als Überbringer von Geschenken vom Christkind abgelöst. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das US-amerikanische Brauchtum um den Weihnachtsmann Santa Claus, heute die weltweit dominierende Rezeption des heiligen Nikolaus, dessen Errscheinungsbild mit dem rot-weißen Mantel durch eine Werbekampagne von Coca-Cola geprägt wurde.
"Ursprüngliche Kunst ist die Kunst der Feste, jene seeligen Momente einer Kultur, in denen die gewöhnliche Zeit, die vergeht, aufgehoben ist."
(Nietzsche)