Italia che cambia - Italien im Wandel

 
"Es gibt ein anderes Italien. Eines, das nicht dem Bild der Krise und Dekadenz entspricht, das die Massenmedien uns jeden Tag präsentieren. Das andere Italien, das sind Unternehmer und Geschäftsfrauen, die die menschliche und ökologische Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellen, jungen Menschen, die sich dafür entscheiden, zur Erde zurückzukehren oder Integrationsprojekte durchzuführen, das sind Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die eine außergewöhnliche Politik in den Bereichen Abfall, Energie und Mobilität betreiben. Es ist das Italien engagierter Gemeinden, von Netzwerken der Solidarwirtschaft. Dieses Italien ist ein Italien der Alternativen gegen das unendliche Wachstum. Ein Italien des Übergangs, der Ökodörfer, der Fablab und des Co-working. Es gibt ein Italien, das sich verändert, ja, es hat sich bereits verändert und baut im Stillen ein neues kulturelles Paradigma und eine neue Art zu leben und zu handeln auf".

 

Italia che cambia erzählt, kartiert und vernetzt diejenigen, die von Italien aus einen positiven Wandel in Richtung größerer Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und kultureller Gerechtigkeit bewirken. Italia che cambia ist ein Verein und eine eingetragene Zeitung.

 

Geschichte

 

Im September 2012 beschloss der Journalist Daniel Tarozzi, sieben Monate mit einem alten Wohnmobil zu einer langen Reise durch die zwanzig italienischen Regionen aufzubrechen, auf der Suche nach unterschiedlichen Lebenserfahrungen, Veränderung, ethischem und nachhaltigem Unternehmertum, tugendhafter Politik, Reduzierung des Konsums, Selbstproduktion, Rückkehr aufs Land, Wiederentdeckung des Lebenssinns. Aus der Erfahrung dieser Reise entstand ein Buch (Io faccio così, 2013), ein Dokumentarfilm, eine Theatervorstellung, aber vor allem das Bewusstsein, wie viel besser Italien im Vergleich zu dem von den Medien täglich gezeigten Bild war. Aus dieser Reise entstand die Idee eines sich fortsetzenden Erzählprojektes des sich wandelnden Italiens. Dazu wurde eine Zeitung, eine Karte, lokale Portale und eine Kampagne zur Realisierung der Vorschläge, die aus den "Visionen für 2040" hervorgegangen sind, geschaffen.

 

Inspiriert ist Italien im Wandel auch von der Vision, die Umweltschützer und Unternehmensberater Paul Hawken in seiner "Unaufhaltsamen Menge" zum Ausdruck gebracht hat: Wir sind bereits die Mehrheit, aber wir wissen es nicht. Wir denken, wir sind allein und allein, isoliert und isoliert, "fremd", und stattdessen sind wir Teil einer großen Weltbewegung. Eine stille und zersplitterte Bewegung, die bereit ist, sich zu entwickeln und sich in all ihren Facetten zu zeigen. Verrnetzen, unterstützen, Wissen weitergeben.

 

Vision 2040

 

Die Vision und die Werte, aus denen das Projekt Italia che Cambia entstanden ist, orientieren sich an sieben Bereichen für eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft:

 

1. Der Mensch und die persönlichen Entwicklung

 

Dazu gehört u.a. die Anerkennung des Menschen als unschätzbaren Wert. Die Anerkennung der Bedeutung von Kultur, Kunst und Handwerk als eine grundlegende Aktivität für die Entwicklung eines vollständigen persönlichen und sozialen Bewusstseins. Eine andere Wertschätzung der Freizeit.

 

2. Schule und Erziehung

 

Aufbau eines Erziehungsmodells, das nicht mehr auf erzwungenem Wettbewerb basiert und nicht dazu neigt, Unterschiede zu vereinheitlichen, sondern das Kind in seiner Besonderheit in den Mittelpunkt stellt. Dazu gehört die Förderung praktischer, künstlerischer, physischer und handwerklicher Fächer.

 

3. Menschliche Beziehungen

 

Aufwertung menschlicher Beziehungen und Suche nach integrativen und partizipatorischen Wegen des Handelns. Gewaltfreie Kommunikationsmethoden bei der Konfliktlösung, Modelle der Zusammenarbeit und Kooperation, die die auf Wettbewerb beruhenden Modelle in jedem Aspekt des Lebens und des Berufs ersetzen. Gemeinsame Nutzung von Räumen und Ressourcen, Gleichstellung der Geschlechter, Integration benachteiligter Gruppen.

 

4. Essen und Gesundheit

 

Nachhaltiger, ressourcen- und umweltschonender Anbau gesunder Lebensmittel. Wertschätzung der Selbstproduktion als Instrument wirtschaftlicher und menschlicher Emanzipation. Arbeit an der Esskultur und der alten Weisheit der mediterranen Ernährung. Aufbau eines Gesundheitssystems, das frei von wirtschaftlichen Interessen ist, sondern das Wohl des Menschen in den Mittelpunkt stellt.

 

5. Territtorium und Umwelt

 

Über das Territorium kommen wir auf den Weg vom Individuum zur Gemeinschaft. Der lokale Bereich ist in vielerlei Hinsicht von grundlegender Bedeutung, von der Schaffung von Gemeinschaftsbeziehungen bis hin zur Entwicklung kleiner Volkswirtschaften. Darüber hinaus kommt es auf dem Territorium häufig zu Zusammenstößen zwischen den großen Wirtschaftsmächten (national, supranational, global) und lokalen Gemeinschaften.

 

Italien im Wandel ist für die respektvolle Bewirtschaftung des Territoriums in Harmonie mit der Natur und ihren Rhythmen, Landschaftsschtz, Beendigung des Flächenverbrauchs und der Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen in Baugebiete, aber auch die Verwaltung des öffentlichen Raums so kollektiv und partizipatorisch wie möglich. Allmähliche Rückkehr zur natürlichen Berufung der Territorien (Flussbetten der aufgestauten Flüsse, Umwandlung von Bergwerksbetrieben in Punkte von besonderem landschaftlichen und natürlichen Wert).

 

(Territorio bedeutet wörtlich übersetzt Gebiet. Die italienische Bedeutung scheint aber über die deutsche hinauszugehen und erschießt sich nur aus dem jeweiligen Kontext. In territorio steckt das Wort terra ( Erde ). Terrone bedeutet soviel wie Erdfresser und ist ein Schimpfwort der Norditaliener für die Süditaliener. ( meine Anmerkung ))

 

6. Ökonomie

 

Der vorherrschende wirtschaftliche Liberalismus zeichnet sich durch die Ausdehnung des freien Marktes auf jeden Aspekt des Lebens aus mit einem konsequenten Prozess der Kommodifizierung der Existenz. Eine andere Wirtschaft macht Schluss mit dem Konzept der unendlichen Verschuldung und des unendlichen Wachstums, indem das Bruttoinlandsprodukt durch Wohlfahrtsquoten ersetzt wird. Verbot der Spekulation mit Primärgütern (Land, Wasser, Nahrung, Ressourcen). Stärkung lokaler Wirtschaften auf der Grundlage gegenseitiger Hilfe, Geschenken und Tausch.

 

7. Politik

 

Schrittweise Wiederaneignung der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten durch die Gemeinschaft, Ablehnung jeder Form von Unterdrückung und Missbrauch sowie direkter und indirekter "mafiöser" Aktionen und Denkweisen. Befreiung der Politik von Lobbys, okkulten Machtzentren, Mafia und Freimaurerlogen. Anerkennung der Existenz von Gemeingütern wie Wasser, Nahrung, Natur (Wälder, Meere, Flüsse), Gesundheit, Energie, Telekommunikation, die ihrem Wesen nach allen gehören und ein unveräußerliches Recht jedes Menschen sind, weshalb sie nicht den Regeln des Marktes unterworfen werden dürfen, sondern garantiert und geschützt werden müssen.

 

Italia che chambia ist eine unparteiische Vereinigung. Politik ist das, was von unten, durch alltägliche Entscheidungen gestaltet wird und sich nicht auf ein "X" auf einem Stimmzettel in der Wahlkabine beschränkt.

 

-> link  die 7 Wege  ausführlicher ( italienisch )

 

Im Jahr 2015 entwickelte Italien im Wandel in Zusammnearbeit mit vielen anderen Verbände, Ausschüssen, Unternehmen, Universitäten und Institutionen ein Visions-/Aktionsdokument. Es heißt Visionen 2040 und vertieft die Elemente, die aus den sieben Aspekten hervorgehen. Im März 2018 erschien das Buch "E ora si cambia" von Andrea Degl'Innocenti und Daniel Tarozzi.

 

Daraus ist eine gemeinsame Vision entstanden, wie Italien im Jahr 2040 aussehen wird, mit konkreten Vorschlägen zur Erreichung dieses Ziels, sowohl auf nationaler als auch auf individueller Ebene. Ausgehend von diesen Dokumenten führt Italien im Wandel thematische Kampagnen durch. Diese beziehen sich auf die Bereiche: Wohnen, Agrikultur und Wasser, Umwelt, Müll und Wiederverwertung, Klima, Menschen mit Behinderung, Ökonomie, Bildung, Energie, Unternehmertum, Information und Kommunikation, Arbeit, Rechtsfragen, Mobilität, Gesundheit, Geschlechterfragen und Reisen.

 

Karte und lokale Projekte

 

Die Karte verzeichnet an die 1700 Unternehmen, Verbände, Ausschüsse, Menschen, die dazu beitragen, unser Land zum Besseren zu verändern und die wir auf unseren Reisen kennen gelernt haben oder die uns gemeldet wurden. Einige sind Teil von Netzwerken, andere sind Einzelinitiativen. Die Karte ist navigierbar nach thematischer Kategorie, nach Organisationstyp, nach Netzwerk, wie z.B. Netzwerk italienischer Ökodörfer.

 

-> Karte für Italien

 

 

Apulien im Wandel

 

-> Karte für Apulien

 

Zwei Beispiele:

1. Ich habe einfach mal auf gut Glück einen Reiter in Taranto angeklickt und eine Zeitbank gefunden. Idee ist die Transaktionen und Zirkulation von Zeit anstelle von Geld.
Ein Mitglied des Kreises bietet einem anderen Mitglied einen einstündigen Service an, z.B. indem es sein Auto repariert. Er hat danach ein Guthaben von einer Stunde. Weder auf der Passiv- noch auf der Negativseite werden Zinsen anfallen: die einzige Verpflichtung besteht darin, das Konto auszugleichen.

 

2. In der Katergorie Reisen habe ich für Apulien z.B. Ciclo Murgia gefunden.

Das CicloMurgia-Projekt zielt darauf ab, das natürliche und kulturelle Erbe der Alta Murgia durch die Förderung und Verwaltung von Dienstleistungen für Radfahrer aufzuwerten.
CicloMurgia hat zehn Radwanderwege im Gebiet des Nationalparks Alta Murgia entwickelt, und dabei Gebiete integriert, die aufgrund des Fehlens von Werbekampagnen oder der schwierigen Zugänglichkeit der Orte benachteiligt sind.
Jede Unterkunftseinrichtung wurde mit einer Station mit allen notwendigen Werkzeugen für die Wartung von Fahrrädern ausgestattet. Das Engagement der Ra-Dici-Hauptvereinigung ist auf die Verwirklichung von Erfahrungen gerichtet, die auf Wesentlichkeit, Teilen, Langsamkeit basiert. Sie unterstützt außerdem die wissenschaftliche, historische und künstlerische Untersuchung des Territoriums.

 

-> Ciclo Murgia webseite

 

Berlin und Brandenburg im Wandel

 

-> Berlin im Wandel

 

-> Brandenburg im Wandel

 

Online Tageszeitung

 

Als grundlegendes Element für Wandel sei die Rolle der Medien und der Informationen erwähnt, denn nur wenn wir Alternativen kennen, können wir wirklich frei wählen. Dies versucht Italia che cambia zusammen mit vielen anderen Journalisten, Bloggern und Videomachern, die jeden Tag (oft im Internet oder in kleinen Lokalzeitungen, von den Mainstream-Medien brüskiert) versuchen zu erzählen, was funktioniert und was getan werden kann, um Dinge zu verändern.

 

Eine Tageszeitung, die die Geschichten derjenigen in Italien erzählt, die nachhaltige Alternativen von unten schaffen, über die Welt der alternativen Wirtschaft, des Sozialen, der ökologischen Nachhaltigkeit und der Rechtslage informiert.

 

https://www.italiachecambia.org/contenuti/

 

P.S.:

„Auf einem endlichen Planeten ein gutes Leben zu führen kann weder darin bestehen, immer mehr Güter zu konsumieren, noch darin, immer mehr Schulden anzuhäufen. Denn wenn der Begriff des Wohlstands irgendeinen Sinn haben soll, dann muss er auf die Qualität unseres Lebens und unserer Beziehungen zu anderen Menschen zielen, auf die Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft unserer Gemeinschaften sowie auf unser Gefühl dafür, was uns individuell und kollektiv etwas bedeutet.“ (Prof. Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum)

Siehe dazu auch den Film -> " System Error - wie endet der Kapitalismus"

 

weitere empfehlenswerte Filme zum Thema, die entstanden, weil Menschen sich auf die Reise begeben haben, um nach Alternativen zu suchen:

 

The Kingdom of Survival:

DOCUMENTARY / USA /92 MIN / ENGLISH / 2011 The Kingdom of Survival explores modern skepticism in America, challenges the status quo and uncovers provocative links between survivalist philosophy, ecumenical spirituality, radical political theory, and outlaw culture. The audience is invited into a thoughtful conversation with the likes of Prof. Noam Chomsky, Dr. Mark Mirabello, Ramsey Kanaan, and the riveting final interview with beloved author, Joe Bageant. -> slowboatfilms

 

Tomorrow

Ein Film über die Lösungen die wir brauchen, um den globalen ökologischen Kollaps aufzuhalten. Von dem Aktivisten Cyril Dion und der Schauspielerin Mélanie Laurent . Mit einer Million Zuschauern in Frankreich. Und einem César als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Ich habe den Film als sehr Mut-machend empfunden, denn er widerspricht der These der Überbevölkerung und stärkt die Regionen, d.h. selbstorganisierten Wandel von unten anstelle von oben. Land, richtig genutzt, kann alle Menschen satt machen und gleichzeitig Ressourcen schonen. Einige Personen aus dem Film:
Charles und Perrine Hervé-Gruyer, Betreiber der Farm Bec Hellouin 2004 nahmen die ehemalige internationale Anwältin und der ehemalige Seemann

ihre Koffer und zogen auf ein Stückchen Land in der Normandie, um dort die Gemüsefarm Bec Hellouinzu gründen. Auf Reisen nach Kuba, Japan, in die USA und nach Frankreich machte sich das Paar mit verschiedenen Anzuchtpraktiken vertraut, um eine natürliche Vielfalt an Früchten zu ernten. Ihre Farm setzt heute neue Maßstäbe im organischen Gemüseanbau. Der Ansatz von Perrine und Charles Hervé-Gruyer basiert auf Permakultur.  Diese Form von Landwirtschaft braucht kein Öl, keine Pestizide, keine mechanischen oder motorisierten Hilfsgeräte. Die manuelle Bearbeitung der 1.000 m

Grundstücksfläche erzielt einen jährlichen Gesamtumsatz von 54.000 Euro mit einem Arbeitseinsatz von 1.600 Stunden Gartenarbeit und 2.400 Arbeitsstunden insgesamt. Eine kleine Revolution in der Welt der Landwirtschaft, die den Schlüssel zu Millionen von Arbeitsplätzen verspricht.

Rob Hopkins

Ausbilder für Permakultur, Gründer der Bewegung „Städte im Übergang“

Zunächst verwandelte Hopkins seine Stadt Totnes in Devonshire, England, in ein „Experimentierfeld des Übergangs“. Als Ausbilder für Permakultur begann er, die Gemeinschaftsgärten in der gesamten Stadt zu vervielfachen,

indem er die Besitzer von Parzellen ermutigte, sie denjenigen zu überlassen, die keine haben. Seine Bewegung war so erfolgreich, dass sie sogar wirtschaftliche Auswirkungen hatte. Totnes schuf eine eigene lokale Währung, den Totnes Pound, der von Dutzenden von Händlern in der Innenstadt angenommen wird und dadurch erlaubt, den Wohlstand zu

verlagern. Aus dem „Experimentierfeld“ hat sich inzwischen eine Bewegung von fast 1.200 weltweiten Initiativen in den Bereichen Energie und Verkehr entwickelt.