Von Adelfia nach Bari, Polignano a Mare, Bitritto und Trani. Entspannung am Strand inklusive.
Im Oktober packt mich das Fernweh und bevor das schäbige Wetter auch Apulien erreicht, buche ich kurzentschlossen einen Flug und suche nach Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe von Bari. Hat geklappt, also auf nach Apulien.
Ich schlafe erstmal aus und am Nachmittag gehts dann an den Strand in der Nähe von Cozze. Leider hat der Wind inzwischen gedreht, kommt von Norden und bringt immer mehr Wolken mit sich. Zu kalt zum Baden. Wir fahren also weiter nach Polignano a Mare, bummeln ein bißchen durch die hübsche Altstadt, trinken eine caffè speciale (Geheimrezept) in der Gelateria Il Super Mago del Gelo.
In Polignano war ich schon mindestens fünf mal. Alles was es da zu sehen gibt und warum die Stadt schon immer so beliebt war findet ihr in dem Extra - Artikel -> Polignano a Mare.
Heute mache erstmal ich einen Spaziergang durch Adelfia. Adelfia ist ein ganz ruhiger, hübscher Ort, in dem Touristen wirklich noch eine Seltenheit sind. Der kleine Ort hat ca. 17.000 Einwohner und besteht quasi aus zwei Gemeinden: Montrone und Canneto, die 1927 vereint wurden. Adelfia bedeutet soviel wie Brüderlichkeit. Natürlich sind die Leute aus Montrone aber überzeugt, dass Montrone die eigentliche Stadt ausmacht und umgekehrt denken die Leute aus Canneto das gleiche. Noch heute gibt es deutliche Unterschiede in der Bevölkerung im Bezug auf Traditionen und Dialekt.
Nachdem ich lange geschlafen und in aller Ruhe gefrühstückt habe, ist es fast 13.00 uhr das heißt Siesta: alle Geschäfte sind bis 17.00 uhr geschlossen. Erst danach belebt sich die Stadt wieder.
Wenn ihr in der Mittagshitze durch Adelfia wandert, findet ihr leider nur in Canneto eine Eisdiele, wo ihr im Schatten sitzend Cafe oder Eis genießen könnt: die Bar Victoria vor dem Altstadttor von Canneto.
Palazzo Marchesale di Montrone:
1396 vom Feudalherrn Niccolò Dottula erbaut, 1519 vom neapolitanischen Patrizier Giambattista Galeoti erweitert und mit Fresken der neapolitanischen Schule verziert, 1790 vom Marquis von Montrone Luigi Bianchi Dottula in seiner heutigen Struktur fertiggestellt. Der Palazzo ist bis heute im Privatbesitz. Demnächst soll ein Teil aber als Museum öffentlich zugänglich werden.
Fontana dell´emigrante AD 9.11.1984
"Der Springbrunnen ist ein Symbol für die Opfer, die diejenigen bringen mussten, die ihr Land verließen und gleichzeitig ein Symbol für die Brüderschaft unter allen Emigranten."
Fast jeder, den ich in Adelfia kenne, hat eine Emigrantengeschichte zu erzählen. Der eine war in Venezuela, der andere in Kalifornien, Kanada oder England, viele waren in Deutschland. Die Älteren sind zurückgekehrt oder in Deutschland geblieben. Viele der Jüngeren pendeln zwischen Nord und Süd, sind eine zeitlang hier, kommen zurück, gehen wieder.
In der Nähe Adelfias steht eine der schönsten verlassenen Masserien der ganzen Region, die ->Masseria Don Cataldo.
Außerdem empfehle ich die die Facebook-Seite von Nicola Machia ->AdelfiaCannetoMontrone , die mit vielen historischen Fotos wie ein Stadtarchiv von Adelfia ist und seine Youtube-Seite mit Impressionen aus Adelfia, der Masseria Don Cataldo, Liedern ect.
Fest der Madonna della Stella
Fest des Heiligen Vittorianos (Patronatsfest des Bezirks Canneto - es findet am letzten Sonntag im Juli statt).
San Vittorianicchio (es findet am Sonntag nach dem von S. Vittoriano statt).
Tag des Emigranten (Ende August) zur Erinnerung an die Emigration, die die Gemeinde Adelfia geprägt hat.
Fest der Madonna der Barmherzigkeit (findet am ersten Sonntag im September statt).
Traubenfest (Mitte September)
Festa di San Trifone ( 1.11-11.11) Patronatsfest von Adelfia
Ich beobachte, wie zwei Wochen vor dem Patronatsfest zu Ehren von San Trifone bereits mit den
Vorbereitungen begonnen wird. San Trifone war ein christlicher Märtyrer, der im 3. Jahrhundert lebte und die Gabe gehabt haben soll, Krankheiten zu heilen. Bereits im Alter
von 17.Jahren wurde er gefoltert und geköpft, weil er seinem Glauben nicht abschwören wollte. In Adelfia sieht man seine Figur oft mit einer Lanze bewaffnet, auf die eine Heuschrecke aufgespießt
ist, da er eine Heuschreckenplage verhindert haben soll. Das Fest für den Schutzheiligen von Adelfia ist weit über die Grenzen Apuliens bekannt und zwar vor allem aufgrund seiner spektakulären
Feuerwerke. Es gibt Verkaufsstände, Live-Bands, Lichterbögen, Tages- und Nachtfeuerwerke. Das Fest wird auch Königin der
Patronatsfeste von Apulien genannt und Ziucccio Pontrelli hat mir erzählt, warum dieses Fest so wichtig ist.
Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug nach Trani. Trani hat einen großen Fischerhafen und an der Seepromenade reihen sich viel Cafes, Restaurants und Cocktailbars. Ich möchte unbedingt die Kathedrale San Nicola Pellegrino sehen, von der jemand behauptet hat, es sei die erhabenste Kathedrale des Mittelalters. Ich bin zwar kein ausgesprochener Kirchenliebhaber, aber von der eher schlichten, romanischen Kathedrale San Nicola Pellegrino bin ich wirklich beeindruckt. Sie steht direkt am Meer und wirkt im Gegensatz zu überladenen Barockkirchen so leicht als würde sie gleich davonwehen. Das reich verzierte Portal aus Tuffstein macht einen orientalischen Eindruck, vielleicht weil 100 Jahre vor dem Bau der Kirche Apulien teilweise in der Hand der Sarazenen ( Araber ) war. Nur mal nebenbei bemerkt: Die Kathedrale ist fast 1000 Jahre alt (erbaut von 1056-1186), also älter als die Stadt Berlin (gegründet 1237) und der Kölner Dom (Baubeginn 1248).
Noch ein paar Impressionen aus Trani:
In Bisceglie gehen wir dann sehr lecker essen. Vorspeise: ein Salat aus Mandeln, Mozarella, Möhren, Rucola, Gamberi und grünem Salat. 2. Gang: Tartare di Tonno (roher Thunfisch, ich glaube mit Olivenöl, Orangensaft, Pfeffer, Salz und Fenchel angemacht) Hauptgang: ein Muschelgericht, dessen Namen ich leider vergessen habe. Buonissimo! Jetzt weiß ich mal wieder, warum ich in Deutschland nie so richtig Appetit habe.
Über die Landstraße von Adelfia nach Conversano trau ich erstmal meinen Augen nicht. Da stehen halb nackte Frauen tänzelnd am Straßenrand. "Ich dachte Prostitution
ist verboten in Italien?" frage ich nach. "Ja, aber es wird toleriert. " ist die Antwort.
In Conversano trinken wir dann einen Caffè und sehen uns eine altes Kloster an. Kontrastprogramm.
Am letzten Tag zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite: keine Wolke, kein Wind. Und kein Mensch am Strand außer einem Angler, der nach Pulpo fischt. Kleine Fische springen immer wieder aus dem Wasser. Bestimmt vor Freude, dass sie hier in dieser wunderschönen Bucht sein dürfen. Wenn man mit dem Boot rausfährt, kann man hier manchmal sogar Delphine sehen, erzählt mir mein Gastgeber. Das will ich dann nächstes mal machen. Jetzt springe auch noch ein paarmal ins Wasser und tanke Sonne, bevor es zurück zum Flughafen geht.
Mein persönlicher Übernachtungstipp im historischen Zentrum von Adelfia: Mons Roni B&B
Gastgeber Max hat super Tipps für Ausflüge und ist sehr gastfreundlich ( spricht italienisch und englisch )
tel. 0039 - 328.89.39.417
24 h open