Das Castel del Monte und Alberobello sind auf ihre Art architektonische Wunderwerke und zählen beide zum UNESCO-Weltkulturerbe. Erst bei meinem 12. Apulienbesuch habe ich endlich das Castel del Monte mit eigenen Augen gesehen. Und es stimmt, was man darüber sagt: es hat eine geheimnisvolle Aura. Da es auf einem Hügel in der Murgia liegt, bemerkt man sie schon von weitem und wenn man oben steht, trägt die Aussicht viel zum Reiz des Castels bei. Von hier hat man den Eindruck, halb Apulien liegt einem zu Füßen. Der Beiname "Krone Apuliens" passt also gut.
Alberobello dagegen habe ich schon bei meinem zweiten Apulienbesuch gesehen und es war eher eine Enttäuschung. Aber das ist sicher Geschmacksache.
Einige sagen das Castel del Monte wurde nur zu dem Zweck gebaut, um die Menschen zum Staunen zu bringen. Das Castel ist widersprüchlich, rätselhaft, unverständlich wie der Herrscher, der es in Auftrag gab: Friedrich II. Nachdem ich mir etliche Fotos und Videos vom Castel del Monte angesehen hatte, zog es mich schon ziemlich in seinen Bann. Und jetzt war ich also da. Es war ein spontaner Ausflug und ich habe es nur von außen gesehen, denn wegen Corona ist die Besucherzahl im Schloss beschränkt und ich hätte mich vorher anmelden müssen. Sei es drum - es war auch von außen beeindruckend. Allerdings nicht einfach zu fotografieren, da es aus der Nähe und von unten immer nach hinten wegzukippen scheint.
Egal aus welcher Perspektive man es betrachtet, das Kastell wirkt immer vollkommen symmetrisch und der Eindruck auf den Betrachter ist leicht und wuchtig zugleich. Stilistisch finden sich sowohl gotische, romanische, normannische und arabische Elemente. Es gibt aber auch Bezüge zu kabbalistischer, alchimistischer und astrologischer Symbolik, wie z.B. das häufige Auftreten der Zahl acht als Symbol für Unendlichkeit.
Das Gebäude besitzt einen achteckigen Grundriss, acht Türme mit ebenfalls achteckigem Grundriss und im ersten Stock befinden sich acht Räume, sodass es einem in sich geschlossenen Kristall ähnelt. Die Maße des Kastells lassen sich auf Sternenkonstellationen oder die göttlichen, goldenen Proportionen beziehen, die in Gebäuden wie der Cheopspyramide wirksam sind. Auch als eine gigantische Sonnenuhr lässt sich das Castel del Montel interpretieren, denn an der Schattenlinie im Innenhof lässt sich der Wandel der Jahreszeiten ablesen.
Friedrich II ließ das Kastell zwischen 1229 und 1249 auf einem Hügel bei Andria (ca. 60 km von Bari entfernt) bauen. Es besitzt keinen Burggraben, Schießscharten oder Mannschaftsräume, diente also nicht der Abwehr von Angreifern wie die anderen rund 300 Kastelle, die Friedrich II in Apulien bauen ließ. Wozu diente es dann aber?
Eine Vermutung lautet, dass es dem König als Rückzugsort und Jagdschloss diente, wo er auch eine Falkenzucht betrieb. Allerdings ist nicht bewiesen, dass er das Castel jemals persönlich betreten hat. Wahrscheinlicher ist, dass es allein Repräsentationszwecken des mächtigen Herrschers galt, der den meisten seiner Zeitgenossen unverständlich und fremd blieb und der deshalb "stupor mundi" ("Staunen der Welt") genannt wurde.
Seit 1996 ist das Castel del Monte UNESCO-Weltkulturerbe.
Federico Secondo, wie er auf italienisch heißt, gehörte zum Adelsgeschlecht der Staufer. Ab 1198 war er König von Sizilien, ab 1212 römisch-deutscher König, von 1220 bis zu seinem Tod 1250 Kaiser des römisch-deutschen Reiches und ab 1225 auch „König von Jerusalem“. Von seinen 39 Regierungsjahren als römisch-deutscher Herrscher hielt er sich 28 Jahre in Italien auf. Apulien war seine Lieblingsregion, sodass die Deutschen ihm auch den Spitznamen Puer Apuliae ("Knabe/Kind Apuliens") gaben. Einige schätzten Friedrich II als äußerst gebildeten, weltoffenen Herrscher, verehrten und bewunderten ihn als Ideengeber für die Renaissance, der auch fernöstlichen Lehren nahe stand. Andere dagegen hassten ihn. Auf seinen Feldzügen soll er Raubkatzen und einen Harem mit sich geführt haben. Er war Andersgläubigen gegenüber tolerant, ließ Ketzer aber verfolgen und wurde schließlich von Papst Innozenz IV selbst zum Ketzer und Antichrist erklärt.
Der Rundgang außerhalb des Schlosses ist kostenlos. Parkplatzt kostet 2 oder 3 Euro. Das Schloss ist umgeben von einem wunderschönen Pinienwald, in dem man schön schattig spazieren gehen kann.
-> Das Itriatal ist unbedingt einen Ausflug wert und wenn euch Alberobello nicht gefällt, ist es von hier aus nicht weit entfernt ins ruhigere -> Locorotondo oder die Barockstadt -> Martina Franca (alle sind auch mit dem Zug gut zu erreichen).