In Las Negras lese ich das mit feiner Ironie geschriebene Buch "Die verzauberten Inseln oder Encantadas" mit zehn kleinen Skizzen des großen Hermann Melville. Meine Lieblingsskizze ist die siebte: es ist die eines grausamen Königs, der von seinen Untertanen vertrieben wird und im Exil auf Nachricht über den Untergang der von Rebellen neu gegründeten Republik wartet. Er wartete vergeblich, denn die Aufrührer hatten sich zu einer Demokratie zusammengeschlossen, die weder griechisch, noch römisch oder amerikanisch war. Nein, es war überhaupt keine Demokratie, sondern eine andauernde Rebellokratie, die sich dadurch auszeichnete, dass in ihr keine Gesetze herrschten. Die Charles-Insel wurde zum Asyl für die Unterdrückten aller Flotten erklärt, die Desperados taten nur was ihnen Spass machte. (Die Encantadas sind heute bekannt als Galapagosinseln).)
Auch David Graeber, der bedeutendste Anthroploge unserer Zeit, spürt in Piratengeschichten (aus Madagaska) den Ursprüngen von Demokratie, Freiheit und Anarchie nach. Demokratie und Freiheit wurden nicht im Westen entdeckt oder erfunden, sondern von ihm gekapert, so Graeber. Der Westen belügt sich und die Welt über seine Geschichte, seinen Eurozentrismus, seinen Rassismus und seine kapitalistische Ideologie. David Graeber taucht ein in die anarchistische Geschichte von Seeschlachten, Sklavenaufstände, Menschenjagden, Königreichen, Spionen und Juwelendieben. Piraten und Freibeuter schufen die wirklich revolutionären Ideen für eine offene Weltgemeinschaft.
Herman Melville: Encantadas.
David Graeber: Piraten: Auf der Suche nach der wahren Freiheit
zum Thema Inseln in Apulien siehe auch:
-> Taranto - die Möglichkeit einer Insel