Die weiße Stadt: Ostuni


 

Ostuni wird auch“ Königin der Oliven“ oder „Weiße Stadt“ genannt, obwohl fast alle Orte in Apulien aus hellem Stein oder weiß gekalkt sind. Wer aus Richtung Bari anreist, sieht Ostuni wie eine Fata Morgana in der Sonne glänzen, denn es liegt auf einem Hügel 200 m hoch über dem Meer. In der Mittagssonne wirkt Ostuni tatsächlich gleißend weiß, aber auch abends sind die Lichter bis ins 20 Kilometer entfernte Monopoli zu sehen.

 

Foto c/o Mandelliebe
Foto c/o Mandelliebe

 

 "Ostuni ist die malerische Stadt schlechthin, jedes Haus ist ein Aussichtspunkt, jede Trattoria gehört zu Bellavista, an jedem Fenster steht ein Dichter, der auf die Ebene unter den Olivenbäumen blickt, die mit jedem Wind ihre Farbe ändern. In Ostuni sind die Häuser weiß, aus Milch und Kalk, sie sind so weiß, dass es in den Augen weh tut, die Wände sind weiß, die Fenster, die Türen, die Treppen, alles ist unglaublich weiß. Man fährt nach Ostuni, um zu verstehen, was es bedeutet, vor der Sonne geschützt zu sein, um aufzuhören, sich Romane zu wünschen, um aufzuhören, an ferne Reisen zu denken, hier ist der Charme aller Städte der Südsee, hier ist der Äquator zum Greifen nah. " so überschwenglich beschrieb der italienische Journalist Ettore della Giovanna Ostuni .

 

Foto c/o Mandelliebe

 

Ostuni lebt heute vor allem vom Tourismus und der Landwirtschaft, dem Anbau von Oliven, Wein, Gemüse, Kirschen und Mandeln. Zahlreich und bedeutend sind die sogenannten „Masserie“, alte befestigte Bauernhöfe, die sowohl im Waldgebiet von Ostuni als auch an der Küste zu finden sind.

 

Im Laufe der Jahrhunderte haben Griechen, Byzantiner, Normannen, Staufer, Franzosen und Araber die Architektur der Dörfer und Städte in Apulien geprägt. Dabei scheint die weiße Stadt Ostuni einer modernen Design-Regel zu folgen: " Viel weißen Freiraum lassen, damit das Auge auf die Reise gehen kann." Der Brauch, die Häuser weiß zu tünchen, stammt angeblich aus dem Mittelalter. Ein Grund war, die engen Gassen und Räume der mittelalterlichen Altstadt durch reflektierendes Licht heller zu gestalten. Man glaubte auch, dass das Tünchen mit weißem Kalk die Ausbreitung der Pest verhinderte. Als der Brauch des Häusertünchens nach und nach in Vergessenheit geriet, erliess der Bürgermeister von Ostuni eine Verordnung,  um ihn wieder zu beleben. Salviamo il Bianco ( Erhalten wir das Weiß ) ist eine Vereinigung zur kulturellen Förderung und Erhaltung des Erbes von Ostuni, der weißen Stadt.  

 

eigene Fotos

 

Die Gegend um Ostuni war bereits in der mittleren Altsteinzeit (vor 50.000 bis 40.000 Jahren) besiedelt. Die hügelige Landschaft mit ihren zahlreichen Höhlen bot den primitiven menschlichen Gemeinschaften natürliche Zufluchtsorte. Bei Ausgrabungen wurden Knochen- und Keramikfunde aus der jüngeren Altsteinzeit entdeckt. Der eindrucksvollste Beweis ist jedoch der Fund des Skeletts der „Frau von Ostuni”, genannt Delia. Die als Ostuni 1º bezeichnete Grabstätte ist weltweit einzigartig: Sie stammt aus der Zeit vor etwa 28.000 Jahren (kalibrierte Radiokarbondatierung) und befindet sich in der Höhle Santa Maria di Agnano in der Nähe des gleichnamigen Bauernhofs. Ein Abguss dieser Grabstätte kann im „Museo di Civiltà Preclassiche della Murgia Meridionale” (Museum für vorklassische Zivilisationen der südlichen Murgia) im ehemaligen Kloster Monacelle im historischen Zentrum von Ostuni besichtigt werden.

 

Die Altstadt ist noch heute von Einfriedungsmauern der Messapiker ungeben und geht fast nahtlos in die Neustadt über. Den Mittelpunkt Ostunis bildet die quirlige Piazza della Libertà mit der barocken Säule des  Schutzheiligen Sant Oronzo, der die Stadt vor einer Pest bewahrt haben soll. Rund um die Piazza della Libertà gibt viele Cafes, Bars, Restaurants und einigen Souvenirläden.

 

Piazza della Libertà mit der Säule des Schutzheilige Sant Oronzo, Ostuni
Piazza della Libertà mit der Säule des Schutzheilige Sant Oronzo

Sehenswert in Ostuni

Der Scoppa-Bogen ( Arco Scoppa )

Arco Scoppa/ Foto c/o Mandelliebe
Arco Scoppa/ Foto c/o Mandelliebe

 

Der Arco Scoppa liegt direkt gegenüber der Kathedrale von Ostuni. Der Bogen, der einfach als „la Loggia” bekannt ist, wurde in Anlehnung an die Seufzerbrücke in Venedig erbaut. Die Loggia wird wegen ihrer geometrischen Eleganz geschätzt und besteht aus einem Giebel, der wie ein riesiger Kartuschenbogen wirkt, verziert mit einem Putten, Voluten, Muscheln und Fackeln, die den oberen Teil abschließen und optimal einrahmen.

 

Die spätgotische Kathedrale von Ostuni wurde 1435 begonnen und zwischen 1470 und 1495 fertiggestellt. Sie steht auf dem höchsten Hügel der Altstadt von Ostuni, hat eine schöne, charakteristische spätgotische Fassade. Die Rosette der Kirche ist nach der der Kirche Santa Maria del Pi in Barcelona die zweitgrößte in Europa. Piazza Beato Giovanni Paolo II.

 

- die barocke Kirche San Vito Martire , Via Cattedrale

 

- das ->Museum für vorklassische Kultur der südlichen Murgia (Museo Civiltà Preclassica della Murgia Meridionale) und der archäologische Park 2 km außerhalb von Ostuni.

Das Museum gibt Einblicke in die präantike Landwirtschaft des westlichen Mittelmeeres. Berühmtestes Ausstellungsstück ist “Delia“, das 24.500 Jahre alte Skelett einer Frau und damit einer der ältesten paloanthropologischen Nachweise des okzidentalen Mittelmeers

 

- der Panoramablick am Rande der Altstadt auf die Adria

 

- der - > Palazzo Roma ein kultureller Ort, der dem Kino und dem Theater gewidmet ist. Außerdem gibt es eine Cocktailbar, ein Resturant und eine Aussenterasse. Via F. Tanzarella Vitale 41

 

 

Das Fest des Heiligen Oronzo in Ostuni

 

Das Fest des Schutzpatrons Oronzo ist das wichtigste Fest in Ostuni. Jedes Jahr am 25., 26. und 27. August sind diese Tage dem Heiligen gewidmet. Es findet eine Prozession von Pferden und Reitern statt, die für diesen Anlass festlich gekleidet sind und den Schutzpatron der Stadt begleiten. Die Ursprünge des Brauchs lassen sich bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Die Pest herrschte im Salento, Ostuni und andere Städte der Terra d'Otranto blieben verschont. Das Wunder wurde dem Heiligen Oronzo zugeschrieben. Für die Prozession nehmen die Einwohner Ostunis die Pappmaché-Statue des Heiligen und trugen sie auf ihren Schultern auf den Stadtplatz. Die Dekorationen werden oft von einer Generation an die nächste weitergegeben. Eine der wichtigsten Verzierungen ist der wunderschöne Arabeskenmantel mit Hunderten von Pailletten, die in mühevoller Geduld einzeln angebracht werden. Die Reiter und ihre Pferde machten sich auf den Weg zum Domplatz, und stiegen den gleichnamigen Hügel hinauf. Auf dem Domplatz angekommen, warten Pferde und Reiter darauf, dass die Statue des Heiligen Oronzo aus der Hauptkirche herausgetragen wird.

 

Im Herbst findet die Woche der Kinder des Mittelmeerraums statt, eine Bildungsveranstaltung, die auch in anderen Gemeinden des Salento stattfindet und an der viele apulische Schulen sowie Delegationen von Kindern aus verschiedenen Mittelmeerstaaten teilnehmen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Migrantenkindern liegt. Die Woche orientiert sich hauptsächlich an der Lebensarbeit des Kinderbuchautors Gianni Rodari und hat die Erziehung zu Frieden und Interkulturalität zum Ziel. Die Kinder aus den Mittelmeerländern sind zu Gast bei Familien in Ostuni und den umliegenden Dörfern, unternehmen gemeinsam mit den einheimischen Kindern Aktivitäten und nehmen am „Consiglio Comunale dei Ragazzi” (Kinder-Gemeinderat) teil.

 

Ostuni als Urlaubsort

 

Ostuni liegt am Rande des Itriatals ca. 8 km entfernt von der Adria und ist umgeben von Olivenhainen, Obst und Mandelbäumen. Das Itriatal und die Gegend um Ostuni sind beliebt für Ferien auf dem Bauernhof, insbesondere die luxuriöseren Varianten in einer -> Masseria oder einem Trulli, wie z.B. die Masseria Camarda, wo die für Apulien berühmten  -> Trulli in gemütliche Zimmer und Suiten verwandelt wurden. Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie als landwirtschaftliches Zentrum gegründet, wo Olivenöl, Weizen, Gemüse und Hülsenfrüchte angebaut, Ziegen, Schafe und Kühe gezüchtet wurden.

 

Schöne Sandstrände gibt es nicht weit von den geschützen Naturparadiesen Torre Guaceto und dem Parco Regionale delle Dune Costiere, die sich zwischen Torre Canne und Torre San Leonardo erstrecken. Wer lieber Felsstrände mit reicher Flora und Fauna mag, fährt in Richtung Savelletri und Egnazia. 

Vorsicht für alle, die mit der Bahn reisen: der Bahnhof von Ostuni liegt ca. 3 km Kilometer unterhalb der Stadt, was in der Sommerhitze ein weiter Weg sein kann.

 

Die Mandeln von Ostuni – ein Stück Apulien zwischen Tradition und Zukunft

c/o Marcia Cripps on Unsplash
c/o Marcia Cripps on Unsplash

 

Ein Gastbeitrag von -> www.mandel-liebe.de

 

Wer nach Ostuni kommt, sieht zuerst die weiße Häuser, die wie eine Krone auf dem Hügel thronen . Dazu das tiefe Blau der Adria, die silbrig glänzenden Olivenhaine und die warmen Farben der Erde. Doch dazwischen, fast ein wenig unscheinbar, stehen Mandelbäume – seit Jahrhunderten Teil der Landschaft und der Kultur.

 

Für unsere Familie sind Mandeln mehr als ein Produkt. Sie sind ein Stück Heimat, ein Symbol für Neubeginn und ein fester Bestandteil unserer Geschichte. Zwischen Blüte und Ernte, zwischen Tradition und moderner Landwirtschaft erzählen sie die Geschichte einer Region und ihrer Menschen.

 

Apulien und die Mandel

Die Mandel ist eine der ältesten Kulturpflanzen des Mittelmeerraums. Schon die Römer brachten sie nach Süditalien, wo sie bis heute fester Bestandteil von Küche und Festen ist. Apulien, mit seinen kargen Böden und dem mediterranen Klima, bietet ideale Bedingungen für den Anbau.

 

Besonders wichtig ist die Vielfalt der Sorten:

 

  • Cegliese – kräftig im Geschmack, perfekt für Mandelmilch und Süßspeisen.

  • Tondina – mild, rundlich und beliebt zum Snacken und Backen.

  • Filippo Cea – eine traditionelle Sorte, bekannt für ihr intensives Aroma.

 

Anders als in Kalifornien, wo endlose Plantagen und künstliche Bewässerung den Ton angeben, wächst die Mandel in Apulien eingebettet in Mischkulturen – zwischen Oliven, Feigen und Reben. Das macht den Anbau nachhaltiger, ressourcenschonender und verbindet die Mandel eng mit der Vielfalt der Region.

 

 

Unsere Familie und der Hof in Ostuni

c/o Mandelliebe
c/o Mandelliebe

 

Unsere Familie hat seit Generationen Wurzeln in Apulien. Der kleine Hof bei Ostuni ist kein großes Unternehmen, sondern ein Stück Land, das uns ernährt und verbindet. Schon als Kinder haben wir gemeinsam mit Nonno und Nonna die Mandelernte erlebt – nicht als Last, sondern als gemeinsames Ereignis.

 

Heute führen wir diese Tradition fort: Wir ernten von Hand, in kleinen Mengen, und geben jedem Baum die Aufmerksamkeit, die er braucht. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir keine Monokulturen pflegen, sondern Mischkulturen – so wie es hier seit Jahrhunderten üblich ist. Zwischen den Mandelbäumen stehen Oliven, daneben Feigen, und manchmal blüht sogar eine Rebe dazwischen.

 

Unsere Arbeit bedeutet mehr als nur Landwirtschaft. Sie ist Familiengeschichte. Wenn wir zusammen die Planen unter den Bäumen ausbreiten und die reifen Mandeln herunterklopfen, ist das für uns nicht nur Arbeit, sondern ein Stück gelebte Gemeinschaft.

 

Die Mandelblüte – Anfang eines neuen Jahres

c/o Seif Eddin Khayat on Unsplash
c/o Seif Eddin Khayat on Unsplash

 

Besonders eindrucksvoll ist die Mandelblüte. Schon im Februar, wenn viele Pflanzen noch im Winterschlaf sind, leuchten die Hügel rund um Ostuni in Weiß und Rosa. Für uns ist das der erste Gruß des Frühlings, für Bienen und Insekten eine der wichtigsten Nahrungsquellen des Jahres.

 

Die Blüte hat auch eine symbolische Bedeutung: Sie steht für Neubeginn, Hoffnung und Fruchtbarkeit. Viele Geschichten und Bräuche in Apulien drehen sich um diesen Moment, wenn die Landschaft plötzlich in ein zartes Blütenmeer getaucht ist.

 

Unsere Mandelernte in Apulien

c/o Mandelliebe
c/o Mandelliebe

 

Die Ernte beginnt meist Ende August. Dann zieht die ganze Familie hinaus in die Hänge. Mit Planen unter den Bäumen und langen Stöcken werden die Mandeln vorsichtig von den Ästen geschüttelt. Gemeinsam sammeln wir sie ein, befreien sie von ihrer grünen Hülle und lassen sie in der Sonne trocknen.

 

Es ist ein arbeitsintensiver Prozess, der Konzentration und Geduld erfordert. Doch er verbindet uns auch – jede Mandel geht wortwörtlich durch unsere Hände. Während Maschinen in anderen Teilen der Welt Tonnen von Mandeln ernten, erleben wir den Unterschied: kleinere Mengen, dafür mehr Qualität und ein Aroma, das nach Apulien schmeckt.

 

Mandeln und Gesundheit

 

Mandeln sind nicht nur kulturell bedeutsam, sie sind auch gesund. Studien zeigen, dass schon eine Handvoll Mandeln am Tag positive Effekte hat:

 

Herzgesundheit: Senken des LDL-Cholesterins, Schutz der Blutgefäße.

 

Blutdruck: Magnesium und Kalium tragen zu stabileren Werten bei.

 

Energie: Hochwertige Proteine und ungesättigte Fettsäuren liefern Kraft und sättigen nachhaltig.

 

Antioxidantien: Vor allem Vitamin E schützt Zellen vor oxidativem Stress.

 

In Apulien wusste man schon lange, was moderne Forschung heute bestätigt: Mandeln sind ein kleines Kraftpaket, das Genuss und Gesundheit verbindet.

 

Mandeln in der apulischen Küche

 

Wer Apulien besucht, wird schnell merken: Mandeln gehören in fast jede Küche. In der Pasticceria findet man sie als paste di mandorla ( Mandelgebäck), bei Festen als confetti di mandorla (Zuckermandeln), und auf den Märkten duftet es nach frisch gerösteten Mandeln.

 

Doch Mandeln sind nicht nur Süßspeisen. Sie finden sich auch in herzhaften Gerichten, in Soßen und sogar in traditionellen Likören. Sie sind ein roter Faden durch die Küche der Region – vielseitig, einfach und doch unverzichtbar.

 

 

Familienrezept: Latte di Mandorla

c/o Kaja Sariwating on Unsplash
c/o Kaja Sariwating on Unsplash

 

Eine besondere Spezialität ist der Latte di Mandorla, die traditionelle Mandelmilch Apuliens. An heißen Sommertagen ist sie erfrischend, leicht süß und voller Mandelaroma. Sie wird pur getrunken, mit Eiswürfeln serviert oder als Basis für den berühmten Caffè leccese verwendet – Espresso auf Eis mit Mandelmilch.

 

Zutaten (für ca. 1 Liter)

 

 

Zubereitung

 

  1. Mandeln mindestens 6 Stunden (besser über Nacht) in Wasser einweichen.

  2. Abgießen und mit frischem Wasser pürieren, bis eine cremige Flüssigkeit entsteht.

  3. Durch ein feines Tuch oder Nussmilchbeutel abseihen.

  4. Den Mandelrückstand erneut mit Wasser pürieren und wieder abseihen.

  5. Flüssigkeit mit Zucker (und optional Gewürzen) abschmecken.

  6. Gut kühlen und servieren.

 

Für uns gehört Latte di Mandorla zu jedem Sommer. Ob am Strand, im Hof oder nach einem langen Arbeitstag im Hain – ein Glas Mandelmilch ist für uns Kindheitserinnerung, Tradition und Erfrischung zugleich.

 

 


Andere weiße Städte

Martina Franca

Wie Lecce ist Martina Franca vom Barock geprägt. Es liegt im Itriatal und sieht ein bißchen aus wie aus einer Italienwerbung.

Locorotondo

Auf den ersten Blick eher unscheinbar, wird Locorotondo aber regelmäßig auf der Liste der schönsten Dörfer Italiens geführt.