Unglaublich ist die Anzahl der Feste in Apulien und unmöglich, sie alle aufzuzählen. Daher hier nur eine kleine Auswahl mit weiterführenden links.
Wenn an einem Sonntag Abend noch bis nach Mitternacht auf der Piazza musiziert und getanzt wird, dann ziehe ich die Apulier gerne auf und frage etwas scheinheilig: "Müsst ihr denn morgen früh nicht arbeiten?" Das lateinische Wort „feriae“, von dem das deutsche "Ferien" abstammt, bedeutete „die für die religiös kultische Handlung bestimmte Zeit.“ Die Zeit des Festes ist also eine Zeit, die der profanen Zeit der Arbeit entgegengesetzt ist. Der mittelalterliche Kalender besaß eine geradezu unglaubliche Zahl kirchlicher Feiertage, an denen aus religiösen Gründen nicht oder nur wenig gearbeitet wurde. Offiziell hat Italien heute weniger Feiertage als Deutschland. Lokale Patronatsfeste, Prozessionen, Sagre und andere Feste sind in Apulien tief verwurzelte Traditionen, die Gemeinschaft stiften und an denen die Arbeit ruht.
Il Carnevale di Putignano: einer der ältesten Karnevals in Europa
Putignano hat die längste Karnevalszeit Italiens: sie beginnt am 26. Dezember und dauert bis zum Faschingsdienstag. Die Ursprünge dieses Karnevals liegen im Jahr 1394, als die Reliquien des Hl.
Stephans von Monopoli nach Putignano gebracht wurden, um sie vor den Sarazenen zu beschützen.
Il Carnivale die Gallipoli
Beginnt am 17. Januar, an dem traditionell Olivenzweige auf öffentlichen Plätzen verbrannt werden. Endet am Rosenmontag mit einem Umzug von Wagen mit Figuren aus Pappmaché und verkleideten Narren.
Weitere Städte in Apulien bedeutender mit Karnevalstradition sind Manfredonia, Massafra, Messagne, Arradeino.
Die Karwoche in Taranto gehört zu den berühmtesten Festen Apuliens. Sie beginnt am Palmsonntag, an dem das Recht, die Statuen zu tragen,
versteigert wird. Sie erreicht ihren Höhepunkt während der Prozession der Addolorata (Schmerzensmutter) und der Prozession der Freitagsmysterien. Am frühen Donnerstag morgen beginnt die
Wallfahrt der Bruderschaft del Carmine. Paarweise, mit nackten Füßen, Kapuzen und langen Stöcken machen die Teilnehmer Halt an den Kirchen entlang der Strecke. Die Kapuzenträger
symbolisieren Büßer auf der Suche nach Gottes Vergebung. Diese Prozessionen sind von unglaubicher Langsamkeit und werden zu unrecht mit den KuKluxclan
assoziiert.
-> mehr zur Settimans Santa und den Osterritualen
Canto della Desolata in Canossa
"La Desolata" "Stava Maria dolente senza respiro e voce mentre pendeva in croce del mondo il Redentore" ( "Die Verlassene" Maria trauert ohne Atem und Stimme während der Erlöser am Kreuz der Welt hängt.) In den letzten Jahren ist die Prozession der Desolata zu einem viel beachteten und studierten Ereignis geworden. Videos und fotografische Reportagen, Presseartikel, Gedichte, Kalender, Pergamente, Gemälde dokumentieren die Tradition, die von noch intakten Riten und Bräuchen, Hingabe und Leidenschaft erzählen und das historische, soziale und kulturelle Erbe von Canosa bereichern.
-> Mehr dazu im Artikel über den lamento lucano
Processione dei Misteri Bari: 14 Stunden dauert die Prozession am Karfreitag und genau genommen gibt es eigentlich zwei Karprozessionen, die seit Jahrhunderten miteinander rivalisieren. In den geraden Jahren wird die Prozession von der "Pia assoziazione dei misteri Vallisa" und den ungeraden von "Pia assoziazione dei misteri San Gregorio" durchgeführt. Früher war es noch schlimmer: die Gläubigen verließen gemeinsam die Kirche, dann trennten sich ihre Wege, wobei es nicht selten zu gegenseitigen Beschimpfungen kam.
So sehen die Vorbereitungen zur processione dei Misteri della Vallisa aus.
La Processione dei Crociferi in Noicattaro ( kleiner Ort unweit von Bari)
An Gründonnerstag tragen auch hier in schwarze Kutten mit Kapuzen gekleidete Büßer
über 100 Kreuze durch die Straßen, barfuß, einen Dornenkranz auf dem Kopf.
Karprozessionen finden z.B. auch in Ruvo di Puglia, in Bitonto und in San Marco in Lamis ( Flammenprozession) statt. Einen Überblick (zum Teil auf deutsch) über Osterfeste in Apulien bietet die Webseite ->Settimana Santa
Eine Sagra ist ein jährlich stattfindendes lokales Volksfest, das seinen Ursprung traditionell in einem religiösen Fest, einem Kirchweihfest oder dem Gedenken an einen Heiligen, in der Regel dem Schutzpatron des Ortes, hat. Es sind aber auch Erntefeste (z.B. Oliven, Wein, Kastanien) oder Feste, die einem speziellen landwirtschaftlichen oder gastronomischen Gericht gewidmet sind. Während einer Sagra finden in der Regel eine Messe, ein Markt und verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte statt.
Patronatsfeste sind ebenfalls Feste, die jährlich zu Ehren des oder der Schutzheiligen eines Ortes gefeiert werden. Dabei werden die Statuen der Schutzheiligen aus den Kirchen geholt und durch den Ort getragen. Die Festivitäten dauern in der Regel mehrere Tage.
Wer schonmal bei einer Prozession dabei gewesen ist, wird vielleicht bemerkt haben, dass es dabei nicht immer nur bedächtig zugeht, sondern dass manche Patronatsfeste sehr spektakulär inszeniert werden. Dazu gehören aufwendige Lichtinstallationen und Feuerwerke. Zu Ehren des heiligen Antonius wird in Novoli (Provinz Lecce) vom 16. bis zum 18. Januar ein Feuerfest, die Fòcara gefeiert. Die Tradition geht reicht bis ins byzantinische Zeitalter zurück. Es ist eines der größten „Leuchtfeuer“ Europas. Die Fòcara ist 25 Meter hoch und 20 Meter breit und besteht aus Reben der vergangenen Weinernte und alten Olivenzweigen
Besonders spektakuläre Patronatsfeste in Apulien :
Das Fest zu Ehren von > San Nicola in Bari .
Das Fest zu Ehren von San Trifone in Adelfia gilt als Königin der Patronatsfeste. Zu den berühmten Tages- und Nachtfeuerwerken reisen Menschen aus ganz Europa an. Ziuccio Pontrelli, der 20
Jahre im Festkommite von San Trifone war, hat mir erzählt, was alles zum Patronatsfest gehört. Mehr über -> das Fest von San Trifone in Adelfia. ( 1.-11. November)
Das Fest der Santa Domenica in Scorranno (5. - 9. Juli), das bis zu 350.000 Besucher anlockt.
Festa della Vergine dei Martiri mit Bootsprozession und Feuerwerk in Molfetta ( 8. September).
Überblick über alle Patronatsfeste in Apulien: patronidipuglia.it
Die Nacht des 24. Juni ist in Apulien die Johannisnacht, auch bekannt als die Nacht der Hexen. Der Namenstag des Heiligen fällt mit der Sommersonnenwende zusammen, was zu einer Reihe von Feierlichkeiten auf halbem Weg zwischen dem Heiligen und dem Profanen führt. es ist ein Fest, an dem die Menschen den lieben Gott anriefen, aber auch die magischen Kräfte, die von Mutter Natur eingesetzt wurden, um ein gutes Jahr und reiche Ernten zu beschwören oder um die Verbindung zu ihren Toten aufrechtzuerhalten.Die Johannisnacht ist die Zeit des Jahres, in der der Überlieferung nach die heilige Hochzeit zwischen Sonne und Mond stattfindet, Wasser und Feuer eins werden, die Erde mit neuer Energie aufgeladen wird und Hexen sich in lärmenden Sabbaten in den entlegensten Landstrichen versammeln, um zu feiern.
Laut apulischer Tradition besagt,soll man bei Sonnenaufgang in der Nacht des Johannistages 33 unreife Walnüsse barfuß ernten. Die Füße auf das Gras zu stellen und
und sie mit dem Morgentau zu baden. Die Zubereitung des berühmten Nocino di San Giovanni (Walnusslikör) hat auch eine symbolische Bedeutung,
Diese Riten haben ihre Wurzeln in der fernen Vergangenheit, als es möglich war, aus aufmerksamen Beobachtung von Mutter Natur Signale und Omen für die bevorstehende Zukunft zu deuten. So
konnte man durch die Beobachtung der Form von Schlieren und des Aussehens der Tautropfen vorhersagen, welche Art von Ehe oder Leben eine junge Frau erwartet, oder man konnte durch die Beobachtung
des Aussehens einer Handvoll Saubohnen, die man unter das Kopfkissen legte vorhersagen, ob und wie viele Kinder geboren werden würden. Oder man badete sein Gesicht und seinen Körper in einer
Mischung aus Wasser, Wildkräutern und Morgentau (dem berühmten Johanniswasser) und nahm so, fast wie in einer Reinigungszeremonie, die ganze authentische Essenz von Mutter Erde in sich auf.
Manchmal sind Madonnen auch die Schutzheiligen einer Stadt. Viele Feste sind Madonnen gewidmet, wie dieses hier in Mola di Bari (7.-10. September). Auf dem Fest komme ich mit einer Frau ins Gespräch, die vor 30 Jahren nach Brooklyn, New York, ausgewandert ist und extra wegender Festa della madonna addolorata nach Mola angereist ist. Außerdem, erzählt sie mir, wird das Fest in kleinerem Maßstab auch von den Italienern in New York gefeiert. Ich habe das recherchiert: seit 70 Jahren wird in Brooklyn das Fest der Maria S.S. Addolorata gefeiert ( ->hier der Beweis). Ob es in New York so lebhaft zugeht wie hier in Mola konnte ich aber nicht rausfinden. An diesem Abend tritt die bekannte Tarantella-Band TerraRoss auf, die ich schon zwei Jahre zuvor in Bitritto gesehen habe. Jung und alt tanzen hier bis Mitternach auf der Piazza.
-Madonna della Coltura ( Ende Mai, Parabita)
-Madonna SS. Anunziata ( 27. Mai, Carlantino)
-Madonna del Carmine ( 16. Juli, Trani)
-Madonna di Sovereto (August, Terlizzi)
-Madonna della Madia (14. August, Monopoli)
-Festa di Santa Maria di Leuca (15. August, Maria di Leuca)
Feiertage in Italien zu Ehren von Maria sind der 15. August (Mariä Himmelfahrt/ferragosto) und der 8. Dezember (Unbefleckte Empfängnis).
"Die Katholiken malen Madonnen, um sich zu tösten", schreibt Navid Kermani. Sie malen Bilder eines makellosen Gesichts, rein von Erfahrung. Während die katholische Kirche das Leiden und das Abstoßende oft regelrecht zelebriere, hielten sie sich Maria rein, weil es ohne Trost nicht gehe."
Mehr über, Madonnen, Ikonen und Heiligenverehrung in Apulien...
Das Locusfestival zelebriert Musik als universelle Sprache mit dem Ziel, geographische, sprachliche und soziale Grenzen zu überwinden. -> Webseite Lokus festival
"La Notte della Taranta" ist das größte Festival Italiens. Es findet im Salento statt und widmet sich speziell der Wiederentdeckung und Aufwertung der traditionellen Musik des Salento und ihrer Verschmelzung mit anderen Musiksprachen, von der Weltmusik bis zum Rock, vom Jazz bis zur symphonischen Musik.
->Webseite Notte della Taranta
Das ->Festival Valle d `Itria (von Mitte Juli bis Anfang August) ist ein Opernfestival mit zahlreichen Konzerten, Filmen und sakraler Musik in Martina Franca.
Aktueller Überblick über Feste und Veranstaltungen in Apulien -> puglia.com/eventi-puglia/
Mit den Griechen gelangte der Mythos von Dionysos auch nach Apulien. Verehrt wurde er als Gott des Weines, des Rausches, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns, der Freude, der Ekstase. Wegen seiner Beziehungen zu weiblichen Gottheiten wurde Dionysos auch als „Gott der Göttinnen“ oder Gott der Frauen gesehen.Viele berühmten Italienreisende mieden den Süden Italiens aus Angst, er sei unzivilisiert und dem dionysischen Rausch zugetan. -> Dionysos Mythos und Kult
"Tanzt und ihr werdet niemals müde !" Über die Band " TerraRoss" und alle Termine für das Musikfestival Notte della Taranta, das im August durch verschiedene Orte des Salento tourt.
Für gläubige Italiener ist Ostern das wichtigste Fest des Jahres. Fast überall finden Prozessionen statt.
Er ist der Schutzpatron der Schüler und Studenten, Pilger und Reisenden, der Liebenden, der Alten, der Ministranten, der Kinder, der Diebe, Gefängniswärter und Prostituierten. Bei uns ist er bekannt als der Nikolaus.
Über wilde Fauen und mythische Monster.
Die Weihnachtskrippe hat ihre Wurzeln in Italien und in Süditalien ist sie noch heute der unumstrittene Mittelpunkt im Weihnachtsgeschehen.